Berlin-Paris auf Umwegen – Dritter Teil

Während die Landschaft in Holland auf meiner Tour immer gleich blieb, änderte sich dies als ich näher nach Belgien kam. Hier wurden die Bäume wieder dichter und in Belgien gibt es ebenfalls Plätze auf denen das Wildzelten erlaubt ist. Diese Plätze heißen „Bivakzone“. Gleich am ersten Abend fand ich einen sehr einladenden Biwakplatz im Wald. Dieser Platz befand sich auf einer Lichtung, es gab eine große Plattform um das Zelt aufzustellen und das Beste war die Feuerstelle, wo ein großer Haufen Brennholz bereit lag.

Ich fuhr dann am nächsten Tag auf Antwerpen zu. Zuerst wollte ich nur durch die Stadt fahren, entschied mich dann aber kurzfristig dort zu bleiben und ein Hostel aufzusuchen. Es war das einzige Mal auf meiner Tour von Berlin nach Paris, das ich in einem Hostel übernachtete. Ich dachte es wäre mal gut einen Tag Pause zu machen und blieb für zwei Nächte. Wäsche musste ich auch mal wieder waschen und es regnete sowieso gerade ununterbrochen.

In Antwerpen gibt es nur eine kleine Altstadt, fast die Hälfte der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Es gab nicht so viel zu entdecken wie in Amsterdam. Aber das störte mich nicht, ich wollte ja eh Pause machen. Als ich von Antwerpen weiterfuhr, kam ich an einem riesigen Indrustriegebiet vorbei. Kein schöner Streckenabschnitt, doch es gab immerhin einen Radweg. Dort traf ich auf einen Belgier der gerade einen Platten hatte. Ich half ihm mit meinem Flickzeug aus. Als ich sein Rad anhob, damit er das Rad ausbauen konnte, dachte ich mir das wiegt ja gar nichts und legte es mal eben auf meinem Rad ab. Dann hatte ich diese lustige Vorstellung ich würde so ein Carbonrenner immer hinten drauf haben, damit ich mal abends mal eben noch ein paar Besorgungen machen kann.

Obwohl ich mir die Position von dem nächsten Biwakplatz genau angeschaut hatte, war er schwer zu finden. Denn er lag in einem umzäunten Gebiet im Wald. Ich fragte zwei Anwohner nach dem Weg, aber beide schickten mich woanders hin. Doch ich gab nicht auf und stellte dann fest, dass ich durch eine Tür im Zaun auf eine Weide kam. Hier liefen Pferde und Ochsen herum. In einem Birkenwäldchen fand ich dann den gesuchten Biwakplatz. Dieser war nochmal seperat eingezäunt. Es war sehr nass und ich verkroch mich dann in meinem Zelt, was schade war, denn auch hier lag Feuerholz bereit. In der Nacht wachte ich mehrmals auf, weil mir so kalt war. Am nächsten Morgen war mein Außenzelt mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Ich machte mir einen Tee um mich aufzuwärmen. Auf dieser Tour machte ich mir sehr häufig was Warmes zu Essen und Trinken und war froh über meinen kleinen Kocher.

Es lag dichter Nebel übern Land und es sah auch lange Zeit nicht so aus, als würde er sich überhaupt noch wieder lichten. Ich fuhr dann einen Radweg auf einer ehemaligen Bahnstrecke entlang. Bevor ich die Stadt Gent erreichte, lichtete sich der Nebel. Gent machte auf mich einen viel interessanteren Eindruck als Antwerpen und ich sah viele Touristen hier. Allerdings hatte ich einen Platten und keine Lust länger zu bleiben und fuhr dann am Fluß „Die Schelde“ südlich von Gent weiter. Hier gibt es einen prima Radweg und gleich neben dem Radweg einen Biwakplatz, wo ich übernachtete. Der Radweg am Fluss ist sehr beliebt und am nächsten Tag traf ich viele Rennradfahrer. Ich folgte dem Fluss und kam dabei durch Ourdenaade und Tournai bevor ich noch am gleichen Tag Frankreich erreichte.