In Leipzig und Umgebung hat es nochmal kräftig vor meiner Abreise geschneit. Doch als ich weiterfuhr, lagen die Temperaturen wieder im deutlichen Plusbereich. Es war Sonntagmorgen als ich aus Leipzig fuhr, wie auch schon zuvor in Berlin oder Dresden, stellte ich fest, dass das Zentrum an diesem Tag menschenleer war. Schnell war ich aus der Stadt raus und fuhr über Dörfer Richtung Wittenberg. Ein Ort, Bad Schmiedeberg, blieb mir in Erinnerung, weil dort ein riesiges Reha-Zentrum steht und die meisten Leute dort mit Gehhilfen unterwegs sind. In der Dübener Heide, 30 km vor Wittenberg, zeltete ich in der Nähe von einem Feld. In der Nacht bin ich mal aufgewacht, weil es draußen übelst gestürmt hat, ich dachte die Welt geht unter (fehlte nur noch ein Gewitter).
Am nächsten Morgen hagelte es noch als ich gerade das Zelt abbaute. Danach schien aber die Sonne und der Himmel war strahlend blau, so als ob nichts gewesen wäre. Ich fuhr auf dem Radweg „Berlin-Leipzig“ weiter. Lutherstadt Wittenberg hat mir sehr gefallen, ich hätte gerne mehr Zeit in dieser Stadt verbracht. Doch ich wollte an diesem Tag noch bis nach Brandenburg kommen. Ich schaffte es auch kurzzeitig die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg zu überqueren, entschied mich dann aber wieder zurück in das letzte Dorf in Sachsen-Anhalt zu kehren. Denn ich war müde und es war nur noch eine Stunde bis zum Dunkel werden.
In dem Dorf (dessen Name ich nicht weiß, da ich es über einen Waldweg erreicht habe und kein Ortsschild gesehen habe) ist mir nämlich zuvor eine Kapelle aufgefallen, hinter der sich eine kleine, ebene, gemähte Wiese befindet. Ein perfektes Plätzchen zum Zelten. Dort ließ ich mich nieder, nachdem mein Zelt stand, fing es auch schon an zu regnen. Im Dorf selbst habe ich niemanden angetroffen, ich bin zweimal durchgefahren. Allerdings bin ich in der Nacht wieder aufgewacht, weil es gestürmt und geregnet hat. Der Wind kam von allen Seiten und ließ mein Zelt zur Hälfte zusammenschrumpfen. Doch der Flicken an der Außenwand des Zeltes hielt bombenfest. Jim hatte seinen Packsack geopfert und war mit mir in Leipzig Spezialkleber kaufen. Es war wirklich an der Zeit die Stelle zu flicken, da der Riss immer größer wurde (ein Hund hätte locker durchgepasst).
Ich hatte mir vorgenommen, heute bis nach Berlin zu fahren. Das waren auf gerade Strecke 100 km, da ich mir aber noch Jüterbog und Luckenwalde anschauen wollte, wurden es noch mehr Kilometer. Zuerst besuchte ich Jüterbog, diese Stadt hat eine richtig schöne Altstadt. Doch zuvor kam ich an einer verwahrlosten Ruinenstadt vorbei. Das waren alte Kasernen aus Sowjetzeiten. Nach Jüterbog kam ich durch Luckenwalde, diese Stadt hat mich nicht so fasziniert. Danach bin ich nur noch der Landstraße bzw. den Radweg neben der Straße gefolgt. Ich kam durch Sperenberg, wo ich zu Beginn meiner großen Reise am ersten Tag durchkam (am 19.04.2012). Plötzlich war es, als wäre ich erst gestern hier, nur das dort damals noch kein Schwibbogen stand.
Von Zossen aus fuhr ich neben der B96 nach Berlin rein. Es wurde schnell Dunkel und bevor ich Schönefeld erreichte, war es schon stockfinster. Das Stück am Flughafen Schönefeld zog sich nochmal hin, doch dann sah ich endlich das Ortsschild „Berlin – Treptow-Köpenick“. Nach 120 km kam ich Zuhause an. Auf dem Rückweg fiel mir das Radfahren leichter, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich Rückenwind hatte und das es leicht bergab ging.
Diese kleine Tour (600 km) hat mir sehr gefallen. Ich habe viele mir zuvor unbekannte Orte und Landschaften gesehen, die sozusagen vor der Haustür liegen. Es fing ja schon mit Storkow und den Spreewald an. Die Jahreszeit spielte auch keine große Rolle. Es wurde zwar früher Dunkel und es war kälter als sonst, doch dafür stand ich eher auf und hatte die Radwege für mich allein. Vielleicht hat auch meine lange Abwesenheit dazu beigetragen, dass ich Deutschland wieder so toll finde oder das ich viel positiver eingestellt bin als früher (oder beides). Wenn nichts dazwischen kommt, möchte ich 2018 für ein Jahr nur durch Deutschland (und Frankreich) reisen.
Hallo Holger !
Wir wünschen Dir zum neuen Jahr alles Gute
und vorallem “ GESUNDHEIT “
GIMOREI