Am Abend des 28.08. fuhren wir von Jerewan weiter Richtung Meghri. Da es schon spät war, hielten wir nach 20 km an einem Feld und zelteten dort. Wir konnten den Ararat sehen, über uns drehte ein Kampfjet seine Runden und am nächsten Morgen wurden wir von einem Hubschrauber geweckt, der im Tiefflug über unsere Zelte kreiste. Auf ebener Strecke fuhren wir weiter, mit dem Blick auf den Ararat zu unserer rechten Seite. Kurz vor der aserbaidschanischen Exklave („Autonome Republik Nachitschewan“) führte die Straße wieder in die Berge. Wir stiegen längere Zeit und staunten über die eindrucksvolle Landschaft. Für unseren Zeltplatz ließen wir uns wieder auf einem Feld nieder.
Unser Frühstück wurde dann im nächsten Ort von einem russischen Patriarchen gesponsert. Danach hatten wir einen längeren Anstieg vor uns, dabei verlor ich Guillaume aus den Augen, der voraus gefahren ist. Der Anstieg wollte nicht enden und es wurde dunkel, als ich mich immer noch bei Gegenwind die Serpentinen hochkämpfte. Erst um 21 Uhr erreichte ich den Passgipfel auf 2300 m Höhe, da war es dann schon stockfinster und von Guillaume keine Spur. Ich fuhr dann bis zum nächsten Dorf bergab und übernachtete auf 2100 m Höhe neben einer Gas-Tankstelle (sehr viele Autos in Armenien fahren mit Gas), dort war es aber trotz der Nähe zur Straße recht ruhig.
Auch am nächsten Tag hatte ich keine Spur von Guillaume, so fuhr ich alleine weiter. Ich war sehr beeindruckt von der schönen Landschaft auf 2000 m Höhe. Bei einem alleinstehenden Haus am Straßenrand hielt ich an, um hier Mittagspause zu machen. Es gab eine Quelle mit frischem Wasser, als ich gerade mein Kochgeschirr herausholte, wurde ich kurzerhand von den Bewohnern ins Haus eingeladen und wir aßen dann zusammen. Einer von Ihnen konnte Deutsch, er war vor 30 Jahren für 2 Jahre als Soldat in der DDR (in Halle) stationiert. Er fragte mich ob ich ein paar Pfennig dabei habe, er würde die gerne nochmal sehen. Ich klärte ihn dann auf, dass wir schon den Euro haben. Er schwärmte davon, das er damals gutes Geld als Unteroffizier verdient hat (1900 Mark im Monat). Beim Mittagessen war noch ein Türke und ein Iraner anwesend. Nach dem Essen spielte ich mit Ihnen Karten, es war sehr lustig. Als ich weiterfuhr hatte ich schon nach wenigen Kilometern meinen zweiten Platten in Armenien, zwei Tage zuvor hatten Guillaume und ich beide einen Platten. Ich flickte ihn auf 2000 m. Danach fuhr ich bis zur Stadt Goris. Dort half mir dann ein Doktor weiter, er arbeitet in der Ambulanz in einem Krankenhaus. Er brachte mich in seiner leeren Autogarage bei einem Krankenhaus unter. Bevor ich dort schlafen ging, lud er mich noch zu sich nach Hause ein. Er hat in St. Petersburg Medizin studiert, seine Frau hatte ein leckeres Abendessen für mich zubereitet, mit Reis und Bouletten, danach gab es noch Kuchen. Die Nacht verbrachte ich in der Garage zusammen mit einem Portrait von Stalin.
Es hatte die ganze Nacht geregnet, aber am nächsten Tag blieb es trocken. Auf der Straße von Goris nach Kapan fuhr ich zuerst in ein Tal hinab und anschließend musste ich wieder bergauf fahren. Dabei begegnete ich einem französischen Paar, die mit einem Lada unterwegs waren. Sie überbrachten mir eine Nachricht von Guillaume, dass wir uns in Täbris (Iran) treffen. Kurz vor Kapan hatte ich einen Schlauchplatzer, es machte Peng und auf dem Hinterrad war keine Luft mehr drauf. Ich wechselte dann den ganzen Schlauch, weil das Flicken nicht mehr möglich war. Beim Aufpumpen beulte mir aber immer wieder der Reifen aus. Ich wunderte mich warum der nicht auf der Felge blieb. Nach längerem Suchen fand ich dann heraus, dass der Mantel an der Seite gerissen war und ein Loch hatte. Dieser Mantel (Made in India) ließ sich nicht mehr benutzen, dabei hatte ich ihn gerade mal 2500 km gefahren. Zum Glück hatte ich noch einen Ersatzmantel dabei, den ich dann auf die Felge aufzog. Durch die Reparatur verzögerte sich meine Ankunft in Kapan. Mein Plan hier in der Stadt wieder jemanden zu finden, der mich übernachten ließ ging nicht auf. Ich zeltete dann bei einer Tankstelle außerhalb der Stadt. Hier kümmerte sich Papian um mich, der genauso alt war wie ich und die Tankstelle ganz allein verwaltete. Wir aßen dann zusammen und guckten russisches und armenisches Fernsehen. Er war die ganze Nacht dort und weckte mich dann am nächsten Morgen und wir frühstückten zusammen.
Bei bewölktem Himmel und leicht regnerischem Wetter fuhr ich weiter Richtung Meghri, der letzten Stadt vor der iranischen Grenze. Nach Kajaran ging es unablässig bergauf. Ich fuhr von VMC (Visual Meterological Conditions) in IMC (Instrument Meterological Conditions). Umgeben von einer geschlossenen Wolkendecke konnte ich gerade mal 20 m weit gucken. Es gab kaum Verkehr auf der Straße und wenn mal ein Auto vorbeikam, dann verschwand es sogleich wieder in den Wolken. Dieser Pass führte mich 2535 m hoch. Oben waren es nur 8° C, es war sehr windig und es nieselte. Dann ging es bis Meghri ca. 30 km nur noch bergab. In der Stadt fand ich sogleich wieder einen Freund: Levon, er arbeitete auch auf einer kleinen Tankstelle, lud mich in seine kleines Häuschen an der Tankstelle ein. Ich wollte was für uns zusammen kochen, aber er nahm nichts an. Stattdessen stopfte er alles was er auf dem Tisch hatte (Brot, Eier, Tomaten, Käse) in meine Taschen. Ich konnte ihm nichts davon zurückgeben. Für die Nacht fand ich im Stadion der Stadt einen guten Platz zum Zelten.
Am nächsten Morgen, dem 3. September, gab ich in Meghri meine restlichen 1500 Dram für Essen aus. Ich bin von Yerevan mit nur 10.000 Dram (20 €) weitergefahren und bin damit 5 Tage gut zurecht gekommen. Auf den letzten Kilometern von Meghri entlang der armenisch-iranischen Grenze wurde ich von russischen Soldaten kontrolliert. Den armenischen Checkpoint konnte ich leicht passieren. Auch die iranische Passkontrolle verlief für mich ohne Probleme. Es gab ein paar Fragen zu meinen Reisezielen, dann bekam ich den Einreisestempel auf mein Visa und konnte nach einem Securitycheck in den Iran einreisen.
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