Nach Taiwan reise ich nun wieder allein. Ich habe mir Japan bereits letztes Jahr als mein nächstes Ziel herausgesucht. Okinawa ist von Taiwan aus am dichtesten gelegen. Ich flog am 02.06. nach Naha. Yen brachte mich zum Taoyuan Flughafen und stellte sicher das mein Fahrrad auch mit an Board geht. Sie buchte das als extra Gepäck am Schalter (es war online nicht möglich). Es war sehr bequem mit Yen in Taiwan zu reisen. Ich brauchte mir keine Sorgen über die Sprache zu machen, sie übersetzte alles für mich. Vor Taiwan habe ich zwei Jahre in Australien und Neuseeland verbracht und konnte mich dort auf Englisch verständigen. Nun gehe ich ohne Japanisch-Kenntnisse nach Japan und Japaner haben den Ruf nicht besonders gut in Englisch zu sein. Doch ich musste mich nicht so sehr sorgen. Denn Yen schrieb mir einen japanischen Text der mir hilft einen Platz zum schlafen zu finden und zeichnete noch ein paar Bilder die ich zeigen kann falls es mit der Verständigung nicht klappt.
Der kurze Flug war sehr angenehm, ich bekam einen Fensterplatz zugewiesen und der Sitz neben mir war frei. Bei der Ankunft gab es eine lange Schlange beim Zoll mit ausländischen Reisepass, das waren alles Touristen aus Taiwan. Glücklicherweise hatte ich im Voraus einen Warmshower-Host in Okinawa kontaktiert. Bei der Einreise muss ich eine lokale Adresse als Unterkunft angeben und da kann ich schlecht schreiben „zelte am Strand“. So konnte ich die Adresse von meinen Gastgeber eintragen. Als ich aus dem Terminal heraus kam, baute ich mein Rad zusammen (drinnen war es leider nicht erlaubt), es war Mittags und sehr warm. Danach ging ich zurück ins Terminal und holte mir Geld vom Bankautomaten, außerhalb vom Flughafen findet man nur Bankautomaten in Poststellen oder in 7-11 die ausländische Kreditkarten akzeptieren. Ich kaufte mir auch gleich eine Simkarte aus einem Automaten. Die Simkarte ist nur für Internet freigeschaltet, als Ausländer darf man laut Gesetz keine Simkarte mit eigener Rufnummer besitzen.
Es war dann schon Nachmittag als ich mit allem fertig war und ich vom Flughafen zum südlichsten Punkt Okinawas fuhr. Hier fand ich einen Platz neben einer Burgruine zum zelten. In der Dämmerung kamen zwei Blackhawk Kampfhubschrauber im Tiefflug vorbei. Seit meiner Ankunft in Okinawa bemerkte ich den regen Flugverkehr über der Insel, insbesondere militärische Maschinen. Es gibt hier viele US Militärkasernen und Flughäfen. Ich bin an Flugzeugen interessiert, somit störte mich das nicht weiter. Ich baute nur mein Innenzelt auf, weil es auch am Abend noch sehr schwül war und es sich auch über Nacht nicht abkühlte. Am nächsten Morgen wachte ich bereits um 5 Uhr auf, weil Surfer an meinem Zelt vorbei liefen. Ich hätte nicht gedacht das hier jemand bei diesen Klippen surfen würde. Alle Leute die vorbeikamen grüßten höflich. Als ich wieder unterwegs war sah ich etwas sonderbares. Ich fuhr an einem Park vorbei und sah wie ein Polizist gerade eine Leiche bedeckte. Streifenwagen und Leichenwagen standen bereit. Ich weis nicht was da passiert ist, ich konnte nichts dazu in den Nachrichten finden.
Es war wieder ein heißer Tag und ich hatte einen Sonnenstich als ich bei meinem Host ankam. Meine Gastgeberin heißt Tomomi. Sie hat noch nie eine Radreise gemacht, aber sie träumt davon die Welt zu bereisen. So lange sie nicht selbst verreisen kann, holt sie sich die Reisenden nach Hause. Ich bekam meinen ersten Eindruck vom japanischen Familienleben. Die Eltern arbeiten viel, haben so gut wie keinen Urlaub, die Kinder müssen für die Schule sehr viel lernen und haben kaum Freizeit. Der Jüngste kam erst um 21 Uhr von der Abendschule zurück und ist gerade mal 12 Jahre alt, am Wochenende muss er auch in die Schule. Als ich 12 war, war die Schule um 14 Uhr zu Ende und danach konnte ich machen was ich wollte und am Wochenende musste ich nie in die Schule. Ich erfuhr das die Regenzeit bald einsetzt bzw. schon überfällig ist. Dann würde der Fährverkehr eventuell eingestellt. Ich war besorgt und entschied die Fähre in den kommenden Tagen von Motobu zu nehmen und den nördlichsten Teil von Okinawa auszulassen. Das Radfahren ging in Okinawa ganz gut, die Straßen haben immer einen Gehweg auf dem man auch radeln kann, ansonsten waren die Nebenstraßen kaum befahren. Die Insel an sich faszinierte mich aber nicht besonders. Das lag wahrscheinlich daran das ich mir nicht die Zeit nahm die Insel genauer zu erkunden, denn es gibt auch intersante Kulturstätten zu sehen. Ich fuhr insgesamt 200 km und nahm dann am 07.06. die Fähre nach Kagoshima.