Wir verließen Belgrad am späten Nachmittag des 17.06., über die Brücke „Pančevački most“ überquerten wir die Donau und fuhren auf der nördlichen Seite noch 50 km weiter bis es dunkel wurde und wir in einem kleinem Dorf anhielten. Hier sprachen wir eine Gruppe älterer Leute an, die uns gleich mit einem „Guten Abend“ begrüßten. Es waren Ungarn, die Deutsch sprachen. Einer aus der Gruppe zeigte uns dann einen Platz im Dorf wo wir übernachten konnten.
Guillaume hatte sich meine Karten nochmal genauer angeschaut und war am nächsten Morgen dafür, dass wir doch weiter die Donau nach Rumänien fahren. Ich war für den direkten Weg durch Serbien, lies mich dann aber umstimmen. Die Strecke durch Rumänien führt nämlich direkt an der Donau lang und war laut Karte gut zu befahren. Hinter dem kleinen serbischen Dorf Kaluderovo passierten wir die Grenze nach Rumänien. Anschließend ging es gleich eine längere Strecke Bergauf. Ich musste oft absteigen und schieben, weil ich die Kombination aus Hitze und Bergen noch nicht so gut vertrage. Guillaume war schneller und fuhr weit voraus. Auf dem höchsten Punkt angekommen, ging es bis zur Donau bergab und eine schöne Landschaft empfing mich.
Im nächsten Dorf traf ich Guillaume wieder und kurz darauf auch zwei Radfahrer, die von Budapest bis zum Schwarzen Meer fahren. Aber mit leichtem Gepäck und fester Unterkunft. Schon am ersten Tag hatten wir nette Begegnungen mit den Einheimischen. Bei einem älteren Rumänen durften wir in seiner Hütte bei Coronini direkt an der Donau übernachten. Als wir bei lauter rumänischer Volksmusik auf seiner Terrasse saßen und noch den schönen Sonnenuntergang sahen, wunderten wir uns das es um 22 Uhr noch hell war. Wir hatten nämlich, ohne es zu wissen, unsere erste Zeitzone durchfahren.
Unser Ziel für den nächsten Tag war das 100 km entfernte Städtchen Orșova an der Donau. Auf dem Weg dorthin begleitete uns ein fortwährend schöner Blick auf die Berge rechts und links der Donau. Die Straße war kaum befahren, gefühlte 10 Autos kamen hier die Stunde vorbei. Unterwegs traf ich lediglich einen deutschsprachigen Rumänen, der mir was von seinem Wein anbot und zwei Grenzpolizisten, sonst war es sehr verlassen auf der Straße und den Dörfern. Es war wieder sehr heiß, zum Glück gab es am Wegesrand Quellen. Denn es gab keine Einkaufsmöglichkeit, kein Supermarkt, keine Tankstelle und auch kein Dorfladen. Das Wasser hier schmeckte mir gar nicht, es hatte sehr weichen Geschmack. Mit letzter Kraft kamen wir Abends in Orșova an, wir hatten nämlich auch nichts mehr zu Essen, zum Glück gab es hier einen PennyMarkt. Am Rande von Orșova stellten wir unser Zelt in einem kleinen Park auf, niemand störte das hier.
Von Orșova fuhr ich am nächsten Tag schonmal allein vor, weil Guillaum eh schneller ist. Ich fuhr auf der stark befahrenen E70 weiter, bis zur der Stadt Drobeta Turnu Severin. Hier traf ich Guillaume leider nicht wieder, wir hatten uns aus den Augen verloren. Auf der wenig befahrenen Straße 56A fuhr ich allein über Land weiter. Die Leute leben in den Dörfern noch wie vor Hundert Jahren. Mit schwerer körperlicher Arbeit bewirtschaften sie ihre Felder, holen das Wasser noch aus dem Brunnen und das Heu mit dem Pferde- oder Eselskarren vom Feld. Bei einer Durchfahrt durch ein Dorf gehört es zum Pflichtprogramm den Leuten zuzuwinken und bei den Kindern, die schon bereitstehen, die Hände abzuklatschen. Mir hat das viel Freude bereitet.
Kurz vor Calafat traf ich Guillaume auf der Straße wieder, wir fuhren dann in die Stadt und suchten uns gleich in der Nähe von der Fähre einen Schlaftplatz.