Von Christchurch nach Omarama
Wow, nach so langer Zeit in Australien geht meine Reise tatsächlich weiter und diesmal entdecke ich wieder ein neues Land von Anfang an zu zweit. Im Flughafen wurden unsere Räder von den Sicherheitsleuten nach Schmutz untersucht, es war aber alles sauber. Nach einigen Fragen über unsere Unterkunft und Reise bekamen wir ein dreimonatiges Touristenvisum in unsere Pässe gestempelt. Als wir aus dem Flughafengebäude traten, spürten wir schnell die Kälte. Es waren 15° C, im Vergleich wir hatten 30° C in Queensland. Wir zogen uns dicke Sachen an und ich baute unsere Räder zusammen. Es gibt dafür einen gesonderten Bereich mit Ständern wo man sein Fahrrad einhängen kann. Das fand ich sehr praktisch. Dann radelten wir nach New Brighton, ein Außenbezirk von Christchurch, welcher direkt am Meer liegt. Hier zelteten wir auf dem Grundstück von David, den wir zuvor auf warmshowers.org kontaktiert haben. Er hat eine Fahrradwerkstatt in der Stadt und baut Räder nach Kundenwunsch zusammen. Ursprünglich wollten wir nur zwei Tage in Christchurch bleiben. Doch wir waren müde und nicht so eifrig gleich mit unseren Rädern loszufahren. So blieben wir fünf Tage. Wir kauften uns Karten und ein Buch welches viele Radstrecken in Neuseeland beschreibt. David reparierte mein Fahrrad, er tauschte den Steuersatz aus und ich füllte neues Öl in meine Rohloffnabe. Yen und ich gingen desöfteren am Strand spazieren, der Strand befand sich am Ende der Straße von Davids Haus. Wir gingen zur New Brighton Bibliothek, die beste Bibliothek in der ich bisher war. Drinnen ist es sehr gemütlich und man hat eine tolle Sicht durch Panoramafenster aufs Meer.
Am Freitag den 12.12. verließen wir Christchurch, an diesem Tag kam auch die Sonne raus, zuvor war es fast immer bewölkt. Wir nahmen die Colombo Rd und Chasmere Rd raus aus der Stadt. Dann fuhren wir auf der Old Taipu Rd. Neben der Straße erstrecken sich endlos lange Hecken, die alle exakt gerade geschnitten sind. Wir zelteten in Coes Ford, ein kostenloser Zeltplatz der sich auf einem riesigen Feld erstreckt. Am nächsten Tag wollte Yen den Little River Trail entlangfahren. Ich war zuerst dagegen, weil wir am Abend zuvor geplant hatten gleich Richtung Berge zu fahren. Der Little River Trail befindet sich in der entgegensetzten Richtung. Yen konnte mich aber umstimmen, wir nahmen den Little River Trail der auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke verlauft. Es war ein schöner und einfacher Weg, es war flach und kein Verkehr, perfekt für den Einstieg für unsere große Tour. Wir zelteten wild am Lake Ellesmere.
Der 14.12. war ein sonniger Tag, wir machten Rast am morgen in Little River. Dann kehrten wir zurück zu Coes Ford und übernachteten hier für eine weitere Nacht. Am Morgen verließen wir den Zeltplatz erst 11 Uhr. In Rolleston machten wir einen Stop und nahmen unsere erste Dusche seit wir Christchurch verlassen hatten. Es gibt ein tolles Schwimmbad. Yen hat mich dazu aufgefordert dort hinzugehen. Wir gingen schwimmen und erholten uns im Whirlpool. Der Eintritt kostete gerade mal 5 $. Nach dem Schwimmen plünderten wir einen Supermarkt, wir waren sehr hungrig. Uns gefällt das Brot in New World, die backen gutes Ciabatta. Es war bereits halb sechs als wir Rolleston verließen. Wir wussten nicht wo wir heute Nacht zelten sollten. Die Felder neben der Straße waren eingezäunt. Am Sylvin River fanden wir Zugang zu einem flachen Grund. Unter der Brücke entdeckten wir ein totes Opossum welches kopfüber an einem Seil hing und Blut befand sich auf den umliegenden Steinen. Das war gruselig, aber wir waren zu müde um einen anderen Platz zu finden so blieben wir hier. Yen war nicht verängstigt aber ich machte mir Sorgen und schlief nicht so gut. Ich überlegte wer hängt das tote Tier dort auf und warum.
Den nächsten Morgen standen wir früh auf um schnell weiterzufahren. Im nächsten Ort Horarate hatten wir Frühstück neben einer Pferderennbahn, wir hätten hier letzte Nacht herkommen sollen, das war ein weitaus angenehmerer Ort als am Fluss. Die Straße stieg leicht und wir erreichten 400 Höhenmeter. Wir trafen einen anderen Radreisenden, Jens aus Holland. Wir verabredeten uns zum Kartenspiel in Rakaia Gorge. Unsere Idee war es Karten mit anderen Reisenden zu spielen, aber wir realisierten es nur ein einziges Mal. Die Rakaia Gorge ist ein schöner Ort mit einen tollen Zeltplatz nahe am Fluss. Auf dem Zeltplatz trafen wir Jens und einen weiteren Radreisenden, sein Name ist Andy. Wir spielten zusammen Shithead. Am darauffolgenden Tag legten wir einen Ruhetag ein. Der Zeltplatz kostet 7,50 $ pro Person, warme Dusche inklusive. Nach dem Ruhetag starteten wir mit einem steilen Anstieg von 300 m auf 500 m. Danach war die Straße gerade, wir hielten bei einem Cafe an und hatten unser erstes Eis in Neuseeland. Die Marke war TipTop und wir wurden süchtig nach dieser Eiscreme. In Arundel fanden wir einen kostenlosen Zeltplatz und blieben dort über Nacht. Wir machten sogar ein Lagerfeuer, das war gut so konnten wir draußen bleiben andererseits wäre es zu kalt.
Den nächsten Tag kamen wir durch Geraldine, eine hübsche Stadt. Wir fuhren weiter bis Pleasant Point. Hier übernachteten wir auf einem Zeltplatz. Am Abend sahen wir eine Weihnachtsparade durch die Stadt ziehen. Viele Leute verkleideten sich, es war lustig. Bevor wir Pleasant Point verließen versuchten wir das Vorderrad von Yens Fahrrad zu richten. Es eierte, das Rad musste zentriert werden. Ich hatte den passenden Speichenschlüssel dabei, aber habe keine Ahnung wie man das macht, ich überließ das Yen. Nach der Fahrradwartung war es bereits Nachmittag, aber wir fuhren noch 60 km bis zum Lake Opuha, wo wir abends um halb neun ankamen. Glücklicherweise ist Sonnenuntergang erst nach 21 Uhr. So konnten wir unser Zelt noch im Tageslicht aufbauen. Der Zeltplatz am See ist kostenlos. Man hat einen Blick auf die Berge, ich mochte den Ort. Wir hatten Abendessen zusammen mit einem deutschen Paar aus Hamburg. Den nächsten Tag machten wir Pause, es regnete. Ich reparierte Yens Rad, sie hatte einen Platten. Nach dem regnerischen Tag im Zelt hatten wir wieder einen sonnigen Tag und fuhren auf Nebenstraßen zurück zum Highway 8, unterwegs mussten wir eine Furt durchqueren. Auf der Fernstraße war viel Verkehr aber im Vergleich zum Bruce Highway in Australien war es okay. Wir stiegen von 400 auf 700 Höhenmeter und passierten den Burkes Pass. Yen machte sich sehr gut, sie brauchte nur ein paar Hundertmeter zu schieben. Nach dem Pass hatten wir eine spektakuläre Sicht auf die Alpen. Es war ein tolles Gefühl auf diese Bergkette mit schneebedeckten Spitzen drauf zuzuradeln. Wir kamen in Lake Tekapo an und blieben im Ferienpark für 15 $ pro Person. Es ist ein schöner Zeltplatz mit Blick auf den See mit seinem graublauen Gletscherwasser. Viele Touristen kommen hierher. Wir blieben hier über Weihnachten und hatten perfektes Wetter. Yen brauchte neue Mäntel für ihr Rad, das Profil war runter. Es gibt kein Fahrradladen in Tekapo, aber bei einer Autowerkstatt half uns jemand weiter, der Mann fragte einfach bei einem Nachbarn und kam mit zwei passenden Reifen guter Qualität zurück. Yen gab ihm 20 Dollar für Bier. Wir stiegen auf Mt John, von der Spitze hatten wir eine wunderschöne Aussicht.
Am 25. Dezember verließen wir Lake Tekapo und fuhren zum Lake Pukaki. Nach 15 km auf der Fernstraße nahmen wir die Straße am Kanal welcher direkt zum Lake Pukaki führt. Auf der Canal Rd begegneten uns über längere Zeit keine Autos. Als wir am See ankamen und uns nach einer Möglichkeit zum Zelten umsahen, trafen wir ein deutsches Paar die auch mit dem Rad reisten. Michael und Gergana aus Magdeburg. Wir suchten zusammen nach einem Platz um das Zelt aufzustellen und fanden einen prächtigen Platz am See mit Blick auf Mt Cook, den höchsten Berg Neuseelands. Es war aufregend für mich, Michael und Gergana kennen zu lernen, sie starteten ihre Reise in 2013 in Deutschland und fuhren eine ähnliche Strecke wie ich. Am nächsten Morgen machte Yen Eierkuchen und wir genossen noch länger die Sicht auf Mt Cook während Michael und Gergana schon weiterfuhren. Von Lake Pukaki folgten wir dem Alps2Ocean Radweg. Der Weg führt auf einer Schotterpiste ohne Autoverkehr entlang. Wir sahen viele Radfahrer die die Strecke auf einer geführten Tour ohne Gepäck abfahren. Wir machten Stop in Twizel um Essen einzukaufen. Es wurde spät und es war bereits 18 Uhr als wir von Twizel nach Lake Ohau unserem Tagesziel fuhren. Der Wind bließ so stark das wir von unseren Rädern absteigen und schieben mussten. Dämmerung brach herein und wir kämpften immer noch gegen den Wind und versuchten Schutz zu finden und verloren dabei den Weg aus den Augen. Wir fanden aber rechtzeitig zurück und auch ein geschütztes Plätzchen hinter ein paar Büschen fanden wir. Am nächsten Morgen war es immer noch windig aber nicht mehr so stark wie am Tag zuvor. Wir kamen nach Middleton und fuhren für einige Kilometer wieder auf asphaltierter Straße. Dann ging es wieder auf einen schmalen Schotterweg den Alps2Ocean Trail weiter. Wir hatten einen längeren Anstieg zu bis auf 900 m Höhe zu bewältigen. Oftmals mussten wir schieben, weil der Weg für unsere schwerbeladenen Räder nicht geeignet war, der Alsp2Ocean Trail ist mehr was für Mountainbiker ohne Gepäck. Doch wir nehmen jede Möglichkeit war nicht die Fernstraße befahren zu müssen und der Weg führte uns durch eine interessante Landschaft. Vier Kilometer vor Omarama ist ein kostenloser Zeltplatz wo wir die Nacht blieben. Es gibt aber nur ein paar Plumsklos. Den nächsten Tag gingen wir zum Ferienpark in Omarama um zu duschen und machten dort einen Ruhetag. Am Abend machten wir einen Ausflug zu den Clay Cliffs. Wir fuhren dort mit unseren Rädern hin und liefen dann zwischen den Felsen hin und her. Es ist ein schöner, friedlicher Ort mit Weitblick übers Tal wo sich ein Fluss entlangschlängelt.
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