In Leipzig und Umgebung hat es nochmal kräftig vor meiner Abreise geschneit. Doch als ich weiterfuhr, lagen die Temperaturen wieder im deutlichen Plusbereich. Es war Sonntagmorgen als ich aus Leipzig fuhr, wie auch schon zuvor in Berlin oder Dresden, stellte ich fest, dass das Zentrum an diesem Tag menschenleer war. Schnell war ich aus der Stadt raus und fuhr über Dörfer Richtung Wittenberg. Ein Ort, Bad Schmiedeberg, blieb mir in Erinnerung, weil dort ein riesiges Reha-Zentrum steht und die meisten Leute dort mit Gehhilfen unterwegs sind. In der Dübener Heide, 30 km vor Wittenberg, zeltete ich in der Nähe von einem Feld. In der Nacht bin ich mal aufgewacht, weil es draußen übelst gestürmt hat, ich dachte die Welt geht unter (fehlte nur noch ein Gewitter).
Richtungswechsel – Von Dresden nach Leipzig
Ursprünglich wollte ich von Dresden aus weiter nach Prag fahren. Mein Kopf wollte dahin, doch nicht mein Körper. Steffka redete mir ins Gewissen, dass es besser sei nicht so eine große Tour zu machen, da ich mich sehr auf das Rad fahren konzentrieren muss, tagsüber oft schlafe und schon bei kleinen Hügeln schiebe. Am 23.11. fuhr ich an der Elbe weiter, doch nicht nach Prag, sondern nach Leipzig. Einen Tag zuvor hatte es angefangen zu schneien, dies war eine ganz neue Herausforderung für mich. Da ich im Winter noch nie Radreisen gemacht habe. Zuerst fuhr ich den Elberadweg entlang, dass war noch einfach. Hinter Meißen verließ ich dann den Elberadweg und fuhr über kleinere Radwege und Landstraßen weiter, das Gelände wurde hügelig. Nach 60 Km fand ich auf einem Feld eine abgelegene Stelle zum Zelten, hier kam niemand vorbei. Es war -1°C in der Nacht, zum Glück hatte ich mir einen neuen Schlafsack in Dresden gekauft (der alte war kaputt und hielt nur bis +10°C warm), diesmal habe ich nicht gefroren.
Wieder unterwegs – Von Berlin nach Dresden
Nachdem ich in Japan schwer krank wurde und fast nicht mehr laufen konnte, war ich mir nicht sicher ob ich jemals wieder eine Radreise machen kann. Doch ich hatte großes Glück, nach drei Monaten Pause (und Krankenhaus und Reha) fühlte ich mich wieder fit genug um auf Reisen gehen zu können. Mein erstes großes Ziel war Dresden, wofür ich drei Tage eingeplant hatte. Vor mehr als dreieinhalb Jahren, zu Beginn meiner Reise, bin ich schonmal nach Dresden gefahren. Diesmal nahm ich aber eine andere Strecke, denn ich wollte durch den Spreewald und die Lausitz fahren.
Flug zurück nach Berlin und Krankenhausaufenthalt
Einen Monat verbrachte ich in Taiwan. Den kompletten August. Es regnete fast jeden Tag und zwei Wirbelstürme trafen die Insel. Ich schlief jeden Tag 12 Stunden am Stück und am Nachmittag nochmal zwei Stunden. Leider ging es mir nicht besser, ich zog es vor liegen zu bleiben, denn sobald ich Aufstand war mir schwindelig. Mitte August ging ich zum Arzt und lag kurz darauf drei Tage im Fengyuan Krankenhaus. Ein Neurologe untersuchte mich dort, weil ich eine Gangstörung hatte. Er untersuchte aber nur die lebensbedrohlichen Dinge wie Tumor oder Krebs. Ich kam zweimal in die Röhre (MRT). Er hat aber nichts weiter gefunden und empfahl mir nach Deutschland zurück zu kehren, wenn es nicht besser wird. Es wurde tatsächlich nicht besser.
Tokorozawa (Großraum Tokio)
Am 19.07. erreichte ich Kentas Zuhause. Ich wollte eine Wochen bleiben und dann weiter nach Hokkaido fahren. So war der Plan, doch es kam ganz anders. Zuerst war alles normal. Ich unterhielt mich mit Kenta. Er ist leider sehr beschäftigt mit seiner Arbeit. Er verkauft Kletterzubehör für einen Großhändler. Er ist selbst leidenschaftlicher Kletterer und nutzt jeden freien Tag den er hat zum klettern. Er ist extra für drei Jahre in die USA gegangen um Englisch zu lernen. In nur zweieinhalb Jahren ist er von Japan bis Südafrika 48.000 km (20.000 km mehr als ich) mit dem Rad gefahren. Zwischendurch hat er noch 4 Monate Work&Travel in Australien gemacht. Ich bewundere seine Stärke und Disziplin. Er ist fünf Jahre älter als ich. Mir gefällt seine Einstellung zum Essen. Er isst nur Gesundes und gönnt sich ab und zu ein Bier, aber das liegt in der japanischen Trinkkultur. Das ich andauernd mit Schokolade und Fertigessen nach Hause kam, konnte er gar nicht verstehen.