Am Montag den 26.11. wollte ich mich am Morgen mit den beiden Radreisenden Francois und Gen am Gateway of India treffen, um gemeinsam die Fähre nach Mandve zu nehmen. Doch ich hatte ein Problem mit meinem Hinterrad, ich hatte mal wieder einen Platten. Der Schlauch lies sich aber nicht mehr flicken, weil er schon so porös war und überall Risse hatte. Da ich keinen Ersatzschlauch mehr hatte, schaute ich mich nach einem neuen um. In den Fahrradläden gab es aber keine Schläuche mit französischem Ventil. Also beschloss ich das Ventilloch bei meiner Felge aufzubohren, um Schläuche mit Autoventil nutzen zu können. Diese sind überall erhältlich und bei den Autowerkstätten lässt sich die Luft viel einfacher aufpumpen. Ich nahm dann am Nachmittag das Boot nach Mandve und bezahlte 100 RS für mich und 100 RS für mein Rad.
Mit dem Boot lies ich den Großstadtdschungel hinter mir und kam in den richtigen, sehr grünen Dschungel an. Auf einer schmalen Straße fuhr ich 20 km bis nach Alibag. Hier suchte ich mir ein Zimmer (300 Rupees die Nacht). Der kommende Tag war mein erster richtiger Radltag in Indien. Ich spührte die große Hitze und suchte mir meinen Weg über die Dörfer. Nach 70 km kam ich abends in einem Beach Resort an. Es gab viele Hotels, aber zu teuer für mich. Ich fand ein Zimmer bei einer Familie für 250 RS.
Mittwoch der 28.11. war ein großes Radlertreffen im Dschungel. Zuerst traf ich auf Francois und Gen auf Ihrem Tandem. Francois hatte an diesem Tag Geburtstag, ich wünschte ihm ein „bonne anniversaire“. An der Fähre trafen wir auf Pierre und Marie (die am Dienstagmorgen von Mumbai losgefahren sind). Ich freute mich sehr, dass wir uns alle zufällig wieder trafen. Wir fuhren dann zu fünft weiter. Die nächste Fähre war so versteckt, ich weis nicht ob ich diese kleine Fähre je gefunden hätte, wenn ich allein unterwegs gewesen wäre. Ein unscheinbarer Feldweg führte zu dem kleinen Boot. Es war so verrückt, wir waren zu neunt mit drei Fahrrädern und einem Tandem sowie zahlreichen Gepäcktaschen in dieser kleinen Nusschale saßen. Dann wurden wir auf am anderen Ufer abgesetzt. Der Fährmann verzichtete auf seinen Fuhrlohn, aber er sagte uns nicht das es hier keine Straße gab. Wir waren an einem kleinen Strand, dort fragten wir ein paar Inder die gerade Feuerholz gesammelt hatten, wo es zum nächsten Dorf ging. Wir halfen uns gegenseitig unsere Räder vom Strand wegzubekommen. Als wir in dem Dorf ankam, war es bereits dunkel. Einer der Bewohner organisierte uns eine Bleibe in einem leerstehenden Haus, wo wir für 100 RS pro Person unterkamen.
Am nächsten Morgen trennten sich Pierre und Marie von uns, da sie ein höheres Tempo haben. Ich blieb mit Francois und Gen zusammen, die wie ich, eher Spätaufsteher sind und gerne mal für Pausen stoppen. Wir freundeten uns schnell an. Francois hat schon mehrere größere Radreisen gemacht, u.a. in Südamerika und Australien. Zusammen fanden wir eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit bei einer Familie, die ein großes Haus hatte und uns zu sich einlud. Hier brauchte ich das erste Mal mein Moskitonetz, da die Fenster nicht verschließbar waren und meinen Schlafsack, da es Nachts um die 18° C waren. Am nächsten Tag kamen wir in Velneshwar an, wo wir uns eine kleine Hütte am Strand für 500 RS mieteten. Während wir abends gemeinsam im Restaurant am Strand aßen, machte ich wieder die Beobachtung wie der Müll entsorgt wird. Das Papier und die Plastikflaschen die auf unseren Tisch standen, wurden einfach über die Mauer geworfen. Am Strand stapelt sich der Müll, der von streunenden Hunden und Kühen „recycled“ wird. Indien hat definitiv ein Müllentsorgungsproblem. Ich habe es aufgegeben nach Mülltonnen ausschau zu halten, ich lass mir den nächsten Müllberg zeigen und entsorge dort mein Abfall. Ab und zu sieht man kleine Feuer neben der Straße wo der Müll verbrannt wird.
Francois und Gen beschlossen einen Ruhetag einzulegen, da sie nach Mumbai bereits 5 Tage auf dem Rad unterwegs waren. Ich beschloss weiterzufahren und erst in Goa ein paar Tage Pause zu machen. Zum Abschied bekam ich von Francois ein Freundschaftsband (ich habe sowas seit meiner Schulzeit nicht mehr gesehen), was er für mich in den letzten Tagen angefertigt hat. Mir gefiel es sehr, er meinte es sei das passende Accessoire für Goa. Von Velneshwar fuhr ich bis Ratnagiri. Der Weg dahin glich mal wieder einer Schnitzeljagd. Ich hatte eine handgemahlte Karte bekommen, die mich zur Fähre und zu der Stadt führte. In Ratnagiri half mir dann ein Motorradpolizist eine preiswerte Unterkunft zu finden. Er brachte mich im Keller einer Familie für 100 Rupees unter, die hier offiziell Schlafplätze vermietet. Der nächste Tag war wieder sehr heiß. Die Straße geht immer wieder bis auf 100 m hoch und runter. Ich musste mir oft die Schweißtropfen aus den Augen wischen, die mir die Sicht nahmen. Zu Hause wären es jetzt wahrscheinlich Schneeflocken die meine Sicht behindern würden, dachte ich mir. Mein Thermometer zeigte 40° C in der Sonne an. An diesem Tag trank ich 6 bis 7 Liter Wasser auf 84 km. In einem Hotel bekam ich ein Zimmer für 300 RS. Wie fast immer, musste ich auch hierzuvor den Preis aushandeln, sonst wären 500 RS fällig gewesen. Bei meiner nächsten Unterkunft in Malvan zahlte ich auch wieder 300 RS statt 500 RS.
Von Malvan verließ ich kurzzeitig den Dschungel und fuhr über eine steppenartige Landschaft. Ich verließ versehentlich die Hauptstraße, den Major State Highway 4 (ein hochtrabener Name für eine schmale Dschungelpiste), weil ich falsch abbog. Doch ich merkte meinen Fehler und sah unter Google Maps auf meinem Handy das ich beim nächsten Abzweig wieder zurück zur Hauptstraße komme. Am Anfang war die Straße noch asphaltiert, dann verwschwand der Asphalt und ich war auf einem Feldweg, nach 2 km konnte man die Straße nur noch mit viel Fantasie erahnen und nach 3 km war die Straße komplett verschwunden und ich befand mich auf einem Trampelpfad. Ich war froh nach 4 km wieder die Hauptstraße erreicht zu haben, ich wäre nur ungern den ganzen Weg wieder zurückgefahren. Auf der Hauptstraße hatte ich eine Begegnung mit einer Kobra, auch als Brillenschlange bekannt. Sie überquerte vor mir die Straße und als sie mich bemerkte richtete sie ihren Kopf auf. Ich konnte deutlich das Muster auf der Rückseite vom Hals sehen, die zwei Augen bzw. die Brille. Sie verschwand im Gebüsch und ich hatte nicht die Gelegenheit ein Foto zu machen. Diese Nacht nahm ich eine kleine Hütte für 400 RS im Dschungel. Am nächsten Tag erreichte ich Goa und nahm mir eine Hütte direkt am Strand in der Nähe von Arambol.
Die kleine Straße in der Nähe der Küste war sehr anspruchsvoll, es gab zahlreiche Schlaglöcher, es war hügelig und es war nicht immer leicht den richtigen Weg zu finden. Es hat mir gezeigt das es auch nach mehr als 10.000 km auf dem Rad immer wieder neue Herausforderungen gibt. Auf der großen Fernstraße (Nummer 66) im Landesinnern wäre ich wahrscheinlich zwei Tage eher in Goa angekommen. Doch so hatte ich eine wenig befahrene Straße und interessante Begegnungen im Dschungel.
Hallo Holger !
Du kannst ja Deinen “ Indischen Powerriegel “
gegen unsere Weihnachtskekse tauschen ! ! !
Hallo Holger ?
Bis nach Panaji hast Du ja eine abendteuerliche Route zurückgelegt.
Vermute Du bist noch auf der Suche nach einem Elefanten.