Um von Calafat auf die bulgarische Seite nach Vidin zu kommen, nahmen wir die Fähre (kostet 3 Euro). Eine Brücke wird hier erst noch gebaut. In Vidin holten wir uns Bulgarische Lewa von der Bank. Ein Euro sind knapp 2 Leva, somit fällt das umrechnen hier sehr leicht.
Von Vidin fuhren wir an unserem ersten Tag in Bulgarien bis zur 100 km entfernten Stadt Montana. An einer Quelle trafen wir unterwegs ein deutsch-bulgarisches Paar die uns Tipps für die Route nach Sofia gaben. Sie füllten mehrere Kanister mit dem Quellwasser ab und nehmen es mit nach Deutschland, sie haben eine Wohnung in Sofia und eine in Berlin. Die Quelle schien wirklich sehr beliebt zu sein, ständig hielten hier Autos an und Leute füllten ihre Flaschen auf. Das Wasser schmeckte auch sehr gut. In Montana gibt es einen großen Stausee, an dem ich direkt unter freiem Himmel schlief. Ein Lagerfeuer wärmte mich und hielt die Mücken fern. Es ging irgendwann in der Nacht aus, am Morgen fachte ich die Glut nochmal an und legte Holz nach. Der Blick auf die Berge war grandios.
Auf der Straße von Montana nach Vratsa fielen mir zum ersten Mal die jungen Frauen auf, die zurechtgemacht am Straßenrand stehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Frauen, von den manche gerade mal die Schule beendet hat, sich freiwillig prostituieren. Sie stehen in den Parkbuchten bei 35° C im Schatten, irgendwo auf der Landstraße, mehr als 10 km vom nächsten Ort entfernt.
In Vratsa hatte ich dann nach 3500 km meinen ersten Platten auf der Reise. Ich kam gerade aus einem Obstladen und schieb mein Fahrrad in den Park um Pause zu machen, als ich feststellte das hinten gar keine Luft mehr drauf ist. Eine Glasscherbe hatte sich durch den Mantel gebort. Ich wechselte dann den Schlauch und bei der Gelegenheit auch die hinteren Bremsbelege, die schon 5500 km (seit ich das Fahrrad habe) durchgehalten haben. Im Park wurde ich außerdem von einer Frau angesprochen, sie konnte kaum Englisch, sie bot mir an bei ihr zu schlafen. Es war offensichtlich was sie wollte, aber ich ging nicht darauf ein. Es war erst Mittag und bis Sofia war es noch ein weiter Weg.
Mittlerweile kam ich mit den Anstiegen besser klar und ich genoss die anschließenden Abfahrten. Von Vratsa schaffte ich noch 60 km, es war sehr spät und ich sah zum ersten Mal Glühwürmchen, die mich sehr faszinierten. Mein Zelt stellte ich neben einer verlassenen Straße unter einer Autobahnbrücke auf. Es war kein schöner Platz, doch ich wollte nur noch schlafen, da war es mir egal.
Am 23.06. fuhr ich die restlichen 60 km bis nach Sofia. Dabei überquerte ich einen 1000 m hohen Berg, oben gab es nur eine kleine Tankstelle, bei der ich frisches Wasser tankte. Nach diesem Berg ging es bis Sofia nur noch bergab. Gegen 3 kam ich im Hostel Mostel in Sofia an, wo Guillaume schon am Tag zuvor ankam, weil er die direkte Strecke von Montana über den 1500 m hohen Petrohan Pass genommen hat (das hab ich mir noch nicht zugetraut). Das Hostel hatte uns übrigens Kris empfohlen, ein Pole, den wir im Hostel in Budapest kennengelernt hatten und den ich hier wieder traf. Er fährt mit Zug und Bus durch Europa, er will auch nach Istanbul. Vielleicht treffen wir uns dort nochmal wieder.