Honshu – Von Shodoshima nach Tokorozawa

Von der Shodoshima Insel nahm ich die Fähre nach Himeji. Ich fuhr zum bekannten Schloss. Am Eingang der Himeji Burg traf ich zwei koreanische Radreisende. Wir unterhielten uns und verabredeten uns für später gemeinsam zu zelten. Sie heißen Min und Chan, beiden haben zusammen weniger Gepäck als ich. Sie wollen von Fukuoka nach Hokkaido in nur 4 bis 5 Wochen. Ich guckte mir die Burg nur von außen an. Als ich den verabredeten Zeltplatz erreichte war aber keine Spur von den Koreanern. Ich sah eine Preisliste für die Übernachtung und dachte mir das ist zu teuer die beiden sind bestimmt weitergezogen. Ich fuhr zu einem öffentlichen Park in der Nähe und wen traf ich dort, die beiden Koreaner. Ich war sehr glücklich jemanden zum reden gefunden zu haben und wir zelteten zusammen.

Es war mein erstes Mal das ich längere Zeit mit Koreaner verbrachte. Min war bereits in Deutschland und ist einmal quer durch die USA geradelt. Er las den Aufdruck „Radreisender“ auf mein Fahrrad korrekt und übersetzte korrekt das bedeutet bike traveler. Ich war erstaunt, wie sich herausstellte hatte er Deutschstunden gehabt, aber das meiste vergessen. Beide sprechen Englisch sehr gut. Wir konnten über allesmögliche Reden. Sie meinten die Koraenerinnen werden mir gefallen, sie führen viele Schönheitsoperationen durch, am beliebtesten ist die Augenlidkorrektur. Das wusste ich nicht. Sie zeigten mir den Unterschied in ihren Augen, Chan hat größere Augen und die extra Falte, Min hat nur ein Augenlid (Schlitzauge). Min erzählte mir eine lustige Geschichte. Er war in Berlin als Austauschstudent und wollte im Supermarkt Wodka kaufen. Aber zu diesem Zeitpunkt war er erst 17 in Deutschland und somit wurde ihm der Wodka verwehrt, in Südkorea ist man aber bei der Geburt bereits ein Jahr alt und dort war er 18 Jahre (volljährig). Beide sind 23 Jahre (24 in Korea) und haben ihren Militärdienst bereits abgeleistet, der ist in Südkorea pflicht und dauert zwei Jahre. Chan war in der Militärpolizei und Min bei der normalen Polizei. Min berichtete mir bei Demonstrationen durfte er nur sich selbst schützen, gegen die Demonstranten gewaltsam vorgehen galt als letztes Mittel. Sie fanden die Militärzeit langweilig. Die meiste Zeit muss man in der Kaserne bleiben und es gibt nur ein paar Tage im Jahr frei. Beide haben in dieser Zeit ihre Freundinnen verloren und angefangen exzessiv zu Rauchen und zu Trinken.

Am nächsten Tag wollten wir nach Osaka. Die Koreaner hatten bereits eine Bleibe, sie kontaktierten ihren Warmshower Host und fragten ob ich auch kommen kann, er sagte Ja. Wir fuhren dann gemeinsam nach Osaka. Es war ein heißer Tag und wir fuhren auf dem Highway 2 durch einen Ballungsraum. Wir mussten ständig an den Ampeln anhalten. Als wir nach 90 km inmitten von Osaka bei unserem Gastgeber ankamen war ich total erschöpft. Ich lernte einen neuen Ausdruck auf Englisch. Art (so heißt unser Host) sagte zu mir „He is vegetable“ (er wegetiert dahin). Art spricht English, Spanisch, Portugisisch, Japanisch, Deutsch und Französisch. Er hat Sprachen studiert und arbeit als Englischlehrer. Ich mochte ihn, er war ein guter Kumpel. Als wir eine Nacht länger bleiben wollten, sagte er nur „Kein Problem“. Wir ruhten uns bei ihm zu Hause aus, er wohnt in einem kleinen Apartment. Ich ging nicht raus um mir die Stadt anzugucken, es war mir zu warm.

Ich entschied mit den Koreanern noch bis Kyoto zu fahren, dann trennten wir uns, die beiden sind mir einfach zu schnell. Außerdem ging es mir wegen der Hitze nicht gut. Ich wollte einfach aus der Stadt raus, ich fuhr bis zum See Biwa, der größte See Japans. Hier fand ich einen ruhigen Zeltplatz. Am nächsten Morgen traf ich im Park eine Japanerin die mich zu sich nach Hause einlud. Sie kochte für mich und zeigte mir ihre Lieblingsshow „Why did you come to Japan“. Am Nachmittag fuhr ich dann weiter am See Biwa entlang. Ich fuhr nicht um den ganzen See herum. Bei Hikone verließ ich den See und fuhr bis Gifu. Hier überlegte ich ob ich die Alpen überqueren soll, aber lies es dann und fuhr nördlich von Nagoya und kehrte über Toyota, Okazaki und Toyohashi zurück zur Küste. Ich fand einen Platz zum zelten in einen Park bei Hamamatsu. Ich folgte dem Highway 1 welcher nicht direkt für Fahrrader erlaubt ist, ich nahm stattdessen Nebenstraßen.

Von Fuji Stadt fuhr ich dichter zum Berg Fuji. Ich hatte einen steilen Anstieg und kam auf über 900 m Höhe an, aber Mt Fuji konnte ich immer noch nicht sehen denn der war von Wolken umhüllt. Ich traf auf ein Schweizer Paar die in die Richtung radelten aus der ich kam, ich war neidisch auf ihre sportlichen Räder, sie hatten kaum Gepäck dabei. Wir unterhielten uns, allerdings auf Englisch statt Deutsch, das war einfacher für mich, es dauert einfach länger bis mir das deutsche Wort einfällt. In der Nähe von Gotemba fand ich einen Park zum zelten. Als ich am nächsten Morgen die blauen Löcher im Himmel sah, fuhr ich nochmal zurück nach Gotemba, ich wollte Mt Fuji sehen doch der Berg versteckte sich noch immer hinter Wolken. Dann las ich Kentas E-Mail, er schrieb ich solle besser heute zu ihm nach Tokorozawa (einem Vorort von Tokio) kommen, morgen ist er nicht da. Das sind über 100 km von Gotemba, eine große Entfernung für mich. Ich fuhr via Matsuda, Atsugi, Hachioji, vorbei am Sayama und Tama See und erreichte Kotesashi wo Kenta wohnt. Ich erreichte sein zu Hause nach 113 km, als ich Kenta antraff war die ganze Anstrengung vergessen, ich freute mich einfach nur. Wir haben uns das erste Mal vor mehr als zweieinhalb Jahren im Iran getroffen. Er ist der erste Japaner den ich überhaupt kennen gelernt habe und er ist auch Radreisender.