Ich verließ Bangalore über die oberirdische Autobahn, welche auf ca. 10 m hohen Betonsäulen durch die ganze Stadt geht, damit kam ich schnell aus dem Chaos heraus. Ich war noch auf Reis-Diät, d.h. ich aß nichts anderes außer weißen Reis oder Idly (Reispuffer), das hatte mir schon mehrmals in Indien geholfen um meinen Magen zu beruhigen. Mein Tagesziel war der knapp 100 km entfernte Ort Krishnagiri, unterwegs holte ich eine große Gruppe von Radfahrern ein. Sechs Franzosen waren auch auf dem National Highway 4 nach Krishnagiri unterwegs, die letzten 30 km bis zum Ort fuhren wir dann gemeinsam. In Krishnagiri suchten wir uns eine Unterkunft und gingen noch zusammen Essen. Zwei aus der Gruppe (Rob und Viktor) sind vor 5 Monaten in Frankreich losgefahren und die anderen vier sind Freunde die in Bangalore dazugestoßen sind, sie haben sich ihre Fahrräder in Indien gekauft. Alle sind Anfang zwanzig, am Abend hatten sie sich noch eine Kiste Bier aufs Zimmer genommen und es herrschte eine Stimmung wie auf einer Klassenfahrt.
Ich fuhr am nächsten Tag schon früh los, damit ich es bis zur 120 km entfernten Stadt Vellore schaffen konnte. Die anderen schliefen noch, sie hatten ein anderes Ziel, sie wollten nach Thiruvannamalai. Der National Highway 4 war ein Traum von einer Straße, sehr breit, glatter Asphalt, nicht so viel Verkehr. Am Abend erreichte ich Vellore, hier herrschte wieder ein Verkehrschaos was mit dem in Bangalore mithalten konnte. Ich fand ein Stadtteil der nur aus billigen Unterkünften bestand, überall prangten Schilder die auf Rooms, Lodges, Residency, Guesthouses usw. hinwiesen. Die kleinen Straßen waren überfüllt mit Menschen, ich musste erstmal ein Dutzend Unterkünfte abchecken bis ich was fand, weil alles voll war oder man wollte mein Fahhrad nicht. Ich fand dann ein Hotel wo das Zimmer umgerechnet 3 € kostete, Flachbildfernsehr mit 100 Kanälen inklusive. Mein Fahrrad konnte ich in einer Abstellkammer einschließen.
Viele Menschen kommen noch Vellore um sich in dem Christian Medical College behandeln zu lassen, was eines der größten und best ausgerüsteten Krankenhäuser Indiens ist, auch Ausländer aus Afrika oder China kommen zur Behandlung hierher. Ich wollte in Vellore einen Tag Pause machen, blieb dann aber zwei Tage, weil es hier so günstig ist. Außerhalb der Stadt gibt es den Goldenen Tempel, dort fuhr ich mit dem Bus hin. Der Tempel wurd erst vor wenigen Jahren erbaut und das Dach wurde mit anderthalb Tonnen Blattgold überzogen. Es ist eine Pilgerstätte, viele Hindus kommen hierher um zu beten. Leider musste ich meine Kamera am Eingang abgegeben, fotografieren ist auf dem Gelände verboten. Ich besuchte noch das Fort von Vellore in dem sich ein Tempel aus der Zeit des Königreich Vijayanagar befindet und den Tempeln in Hampi ähnelt.
Von Vellore waren es noch 140 km nach Chennai, ich entschied mich diese Strecke auf zwei Tage zu verteilen. Ich erreichte die kleine Stadt Sriperumbudur, es war der 26. Januar. Das ist der Tag der Republik, ein Nationalfeiertag in Indien, es gab lange Paraden die durch den Ort zogen. Den ganzen Abend lang wurde getrommelt. Als ich später nochmal auf die Straße ging, lief gerade ein Elefant vorbei, ich lief dann ein Stück mit dem Elefanten, der mit Glocken behangen war. Am nächsten Tag erreichte ich nach 20 km den Stadtrand von Chennai, aber es waren nochmal 40 km bis ins Zentrum, es war dichter Verkehr, ein Motorradfahrer hielt mich an und kaufte mir zwei Flaschen Wasser, einfach so. Ich suchte zuerst rund um den Bahnhof Egmore nach einer Unterkunft, dort war aber alles belegt. In der Nähe des Bahnhof Central Station wurde ich dann nach zwei Stunden Suche fündig.
exelent