Bevor ich von Dubai aus weiterfahren konnte, musste ich ein paar Dinge erledigen. Zuerst schaute ich mich nach einem neuen Objektiv für meine Kamera um. Ich kaufte mir eine Festbrennweite 35mm mit Blende 1.8, diese ist gut für Portraitaufnahmen geeignet. Außerdem fand ich einen Shop wo ich mein Zoom-Objektiv für 300 AED reparieren ließ. Es funktioniert nun wieder problemlos.
Lange habe ich überlegt wie ich meine Reise von Dubai fortsetze. Denn es stand fest, dass ich alleine weiterfahre und Guillaume noch in Dubai bleibt. Wir sind uns einig getrennt weiterzufahren. In Indien würden wir uns sowieo nur verlieren und Guillaume möchte dann nach China, während ich nach Südostasien will. Zuerst wollte ich von Dubai aus nach Mumbai fliegen. Doch dann entschied ich mich (hierbei hat mich zum Glück Guillaume beeinflusst) lieber in den Oman zu fahren und von Muscat aus zu fliegen. Am 07.11. buchte ich mein Ticket bei GulfAir für den 17.11. von Muscat via Bahrain nach Mumbai. Am gleichen Tag verabschiedete ich mich von Guillaume und fuhr abends vom Bikerscafe in Jumeirah Beach los. Es war nicht ganz einfach für mich auf die Autobahn E44 zu kommen, ich fand zuerst nicht die Abfahrt bzw. verpasste sie. Dann fuhr ich Nachts auf der durchgehend beleuchteten Dubai-Hatta-Road Richtung Oman. Nach 40 km stoppte ich bei einer Moschee und fand einen ruhigen Schlafplatz unter freien Himmel.
Den nächsten Tag fuhr ich durch die Wüste. Ich fühlte mich gut endlich meinen eigenen Weg zu gehen. Ich hatte eine tolle Zeit mit Guillaume, wir waren 5 1/2 Monate zusammen und haben viele Abenteuer gemeinsam erlebt, die ich so allein wohl nicht gehabt hätte. Er hat mir vieles beigebracht um alleine zurecht zukommen und es war nun der richtige Zeitpunkt meine eigene Reise zu machen.
In Dubai hatte ich mir eine Erkältung geholt. Diese Klimaanlagen sind einfach überall zu kalt eingestellt. Mir lief schon seit Tagen die Nase. Am Abend fühlte mich sehr schwach, dann hatte ich auch noch einen Platten. Ich hatte aber keine Kraft mehr den Reifen zu reparieren und weiterzufahren. Also schaute ich mich neben der Straße nach einem Schlafplatz um. Neben den Straßen war alles mit Geschäften und Restaurants bebaut, kein guter Platz um mein Zelt aufzustellen. Ich fand dann hinter einer Moschee einen kleinen Hof, der nur einen 20 cm breiten Zugang hatte. Um dort mein Fahrrad reinzubringen, musste ich den Lenker um 90° drehen. Ich hatte dort einen ruhigen Platz.
Am nächsten Morgen trat der Imam von der Moschee durch die Tür die gleich neben mein Zelt war. Er hatte kein Problem damit, das ich vor seiner Tür schlief. Er brachte mir eine Tüte Äpfel zum Frühstück. Ich machte mir ein Omlette, so wir es mir Guillaume beigebracht hatte. Es schmeckte sehr gut. Allerdings fühlte ich mich immer noch schwach und entschied einen Ruhetag einzulegen. Ich reparierte mein Schlauch, wobei ich 4 Löcher fand. Da ich keinen passenden Ersatzschlauch hatte (hab in Dubai die falsche Größe gekauft), musste ich 4 von den guten Flicken (made in Germany) nehmen, die mir meine Mutter mit ein paar anderen Ersatzteilen (u.a. Rohlofföl und ein neuer Zahnkranz) nach Dubai geschickt hat. Den Rest des Tages schlief ich bis zum Abend. Dann lud mich der Imam zum Essen ein. Er ist vor 12 Jahren aus Bangladesh hierher gekommen. Er verdient 1000 AED im Monat, wovon er 500 AED zu seiner Familie nach Hause schickt. Er kann seine Familie nur alle anderthalb Jahre besuchen. Als Imam muss er sich jeden Tag um die Moschee kümmern, u.a. muss er vorbeten. Er hat somit keinen Tag frei. Wir besuchten noch ein paar Freunde (auch Bangladeshi) von ihm, sie arbeiten auf Baustellen. Sie schlafen zu sechst in einem 10m² Zimmer. Nach dem Ruhetag ging es mir besser und ich fuhr am nächsten Tag in den Oman.