Westküste

Von Haast nach Greymouth

Wir sind wahrlich keine Frühsaufsteher auf dieser Reise. Als wir den Ferienpark in Haast verließen war es bereits 11 Uhr. Nach einem Kilometer hielten wir bei dem Besucherzentrum in Haast an, dort trafen wir ein deutsches Paar welches auch mit dem Rad durch Neuseeland reist, Stefan und Claudia aus Berlin. Sie starteten von Auckland, es war gut Erfahrungen für die Strecke auszutauschen. Wir überquerten eine lange Brücke über den Haast River und folgten dem Highway 6 entlang der Küstenlinie. Wir sahen aber das Meer nur selten, da sich dichter Regenwald neben der Straße entlangzieht. Wir zelteten am Lake Paringa (DOC).

Am 9. Januar kamen wir nach Bruce Bay und besuchten dort den Strand, er soll zu Neuseelands schönsten Stränden zählen. Wir machten eine verspätete Mittagspause am Copland River. Wir holten uns Wasser zum Kochen aus dem Fluss und saßen auf den Steinen im Flussbett. Ich wollte länger bleiben und fing an Steinmännchen zu bauen. Yen war Einverstanden und wir stellten das Zelt auf. Ich baute vier Steintürmchen. Ich denke dieser Zeitvertreib hilft mir meinen inneren Frieden zu finden, man konzentriert sich auf die Steine, sucht nach der richtigen Position zum Stapeln und muss aufpassen dass das ganze nicht auseinander fällt.

Von Copland River fuhren wir zum Fox Gletscher. Nach unserer Ankunft im Ferienpark in Fox Town kümmerten wir uns erstmal ums Wäsche waschen und Essen. Yen musste mich dazu drängen noch am Abend zum Fox Gletscher zu radeln, denn ich war schon zu müde. Wir verließen den Ferienpark gegen 19 Uhr und radelten zum Gletscher. Es gibt einen schönen Radweg der bis zu einem Kilometer an den Gletscher ranführt. Den restlichen Weg liefen wir dann, zuvor schlossen wir unsere Räder am Parkplatz an. Der Weg ist nicht ganz ungefährlich, Steine können jederzeit von den umliegenden Hängen herabfallen und der Fluss kann bei Regen schnell anschwellen und den Weg überschwemmen. Jeden Tag wird der Weg deshalb von einem Ranger inspiziert und der schreibt dann den Zustand auf ein Schild. Der Himmel war bedeckt, doch das passte zur Landschaft. Vom Gletscher sahen wir nur ein kleines Stück. Wenn man auf dem Gletscher herumlaufen möchte, muss man eine bezahlte Tour buchen (das ist sehr teuer, weil man mit dem Hubrschrauber abgesetzt wird).

Bevor wir Fox Town verließen, machten wir einen Ausflug zum Mirror Lake. Leider konnten wir keine Spiegelungen der umliegenden Berge sehen, da die Wolken sehr tief hingen. Auf dem Weg zum Franz Josef Gletscher fing es an zu regnen. Wir hatten drei Anstiege auf einer sehr steilen Straße zu bewältigen. Es war regnerisch und kühl. Wir waren sehr froh als wir den Supermarkt in Franz Josef Town erreichten. Seit Wanaka gab es nur kleine Läden. Wir fuhren weiter bis Lake Mapourika und zelteten auf einem DOC Zeltplatz. Es regnete die ganze Nacht durch aber in meinem Zelt blieb es trocken. Von Lake Mapourika fuhren wir nur 16 km bis Okarito ans Meer. Yen wollte dorthin. Das Wetter wurde besser und wir hatten eine gute Sicht auf die Lagune in Okarito.

Wir wollten früh los von Okarita weil wir eine längere Strecke vorhatten. Doch wir mussten erst unsere Räder warten und verspäteten uns wieder. Es war dann 19 Uhr als wir in Pukekura Lodge ankamen, wir radelten 81 km an diesem Tag. Es ist der kleinste Ort Neuseelands mit nur zwei Einwohnern. Es war keiner da als wir ankamen, doch ein Schild zeigte uns das wir hier für 10 $ zelten und die Küche sowie Dusche benutzen können. Ich bekam Halsschmerzen und trank viel Tee. Am nächsten Tag fühlte ich mich nicht gut, ich hatte eine Erkältung. Nach der Mittagspause in Ross fühlte ich mich sehr schlecht, aber ich wollte noch weiter bis zur nächsten Stadt Hokitaka. An diesem Tag trafen wir an verschiedenen Orten auf drei weitere Radreisende und jeder hielt an und fragte mich wie es mir ging und hatte Mitleid mit meiner Erkältung. In Hokitaka besuchten wir die Bibliothek. Das letzte Mal hatte ich einen Computer vor über 3 Wochen in Geraldine benutzt. Nach dem Einkauf in Hokitaka wollten wir zu einem nahegelegenen Zeltplatz. Aber der Ferienpark gefiel uns nicht und war uns zu teuer. So fuhren wir noch 20 km weiter bis zum Lake Kaniere wo sich ein schöner DOC Zeltplatz befindet. Wir kamen 21 Uhr dort an. Ich war total geschafft und Yen musste das Zelt selber aufbauen.

Den darauffolgenden Tag war mir gar nicht gut, ich konnte nichts machen, fühlte Schmerzen in den Gliedern und hatte Kopfschmerzen. Ich wollte das der Schmerz aufhört und schickte Yen aus mir Paracetamol zu besorgen (wir hatten keine Medikamente dabei). Sie fragte andere Camper, doch war nicht erfolgreich. Sie fuhr dann 20 km über eine hügelige Straße zurück nach Hokitaka und kam zurück mit den Tabletten. Nachdem ich eine Tablette genommen hatte, hörte der Schmerz auf und mir ging es besser. Wir blieben noch einen weiteren Tag am Lake Kaniere, denn es regnete und ich fühlte mich noch nicht fit. Am Endes des Tages hatte ich aber Rückenschmerzen, weil ich den ganzen Tag nur im Zelt lag. Ich sagte mir egal wie das Wetter morgen wird, ich will weiterfahren.

Das Wetter war sehr gut am nächsten Tag, kein Regen, kein Wind, Sonnenschein, ein perfekter Tag zum Rad fahren. Wir folgten dem West Coast Wilderness Trail. Wir hatten eine schöne Fahrt durch ein Tal, dann stiegen wir auf den Kawhaka Pass (317m) hoch. Der Weg führte in Serpentinen sanft bergauf, es sah aus wie ein Labyrinth. Ich hatte zwar immer noch Halsschmerzen doch sonst gings mir gut. Da der Weg hauptsächlich aus Schotter bestand, kamen wir nicht besonders schnell voran. Von Kumara nahmen wir das letzte Stück nach Greymouth den Highway. Yen ließ mich in ihrem Windschatten fahren. Es war dann bereits 20 Uhr als wir im Ferienpark in Greymouth ankamen.