Endlich, nachdem ich den Starttermin meiner Reise immer wieder verschieben musste, war es am 19. April 2012 soweit. Um 7 Uhr bin ich aufgestanden und um 9 Uhr stand ich schon vor der Tür und hab meine Taschen am Fahrrad befestigt. Zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder bin ich von Berlin-Friedrichshagen gestartet. Zuerst musste ich mich wieder an das schwerbeladene Rad gewöhnen, was ich mit mehr als 35 kg Gepäck (inkl. 3 l Wasser und Essen für 2 Tage) beladen hatte. Das Fahrrad selbst wiegt 15 kg, somit hatte ich 50 kg Gesamtgewicht, 10x mehr als mein Kurierrad wiegt.
Wir fuhren dann über Adlershof vorbei am Flughafen Schönefeld aus Berlin raus. Mein Reisetempo lag bei 15 km/h, viel zu langsam für mein Bruder der immer wieder voraus fuhr und dann ein paar Fotos von mir machte. Mein Bruder begleitete mich 40 km lang bis Zossen, dort verabschiedeten wir uns und er fuhr wieder zurück. Meine Mutter fuhr sogar bis Sperenberg mit. Ich war sehr erstaunt, dass sie soweit mitkam, sie fährt sonst nicht so weite Strecken mit dem Rad.
Nach Sperenberg war ich viel auf der Landstraße unterwegs und kam an einem ehemaligen Kasernengelände vorbei, was riesige Ausmaße hatte. Das Gelände erinnerte mich etwas an Beelitz-Heilstätten, nur das hier überall Schilder vor Munition warnten. Der nächste lange Radweg kam dann auf dem Flämingskate. Hier rauschten Inliner mit 30 Sachen an mir vorbei. Sonst war es hier ziemlich ruhig. Es war nun später Nachmittag und ich hielt verstärkt Ausschau nach einem geeigneten Platz für mein Zelt. Direkt am Flämingskate gibt es nett angelegte Rastplätze mit kleinen Unterständen und ich überlegte hier zu campen. Doch diese Plätze waren zu offen einsehbar. So hielt ich dann nach 99 km um halb acht in einem kleinen Dorf an. Hier fragte ich eine Bäuerin, die gerade ihre Kühe von der Weide holte, ob ich hier die Nacht zelten darf. Sie hieß Anette und hatte damit kein Problem, das fand ich nett. So stellte ich mein Zelt neben der Weide auf, schaute mir den Sonnenuntergang an und ging dann früh schlafen.
Am nächsten Morgen stand ich um 6 Uhr auf und spürte eine feuchte Kälte, als ich aus meinem Schlafsack kroch. Ich guckte aus dem Zelt und sah alles mit Raureif bedeckt, mein Thermometer zeigte 0° C an. Da zog ich mir noch einen Pulli über und machte mich schnell daran die Taschen einzupacken und das Zelt abzubauen, um warm zu werden. Bereits um 7:30 Uhr fuhr ich weiter. Das Wetter wurde an meinem zweiten Reisetag schöner als den Tag zuvor, mehr Sonne und wenig Wind. Eigentlich wollte ich heute schon bis Dresden kommen, doch ich ließ mir dann Zeit. Denn Jim, mein Freund in Dresden, war gerade etwas krank und musste sich noch erholen, bevor er mich empfangen konnte. Meine Strecke führte mich ein Stück weit an der Elster entlang, hier gibt es einen gut ausgebauten Radweg, den ich für mich allein hatte. Trotz der Trödelei schaffte ich 94 km und kam abends in dem Ort Nünchritz, direkt an der Elbe, an. Hier fand ich einen kleinen Privatcampingplatz wo ich für 5€ übernachten konnte. Ich war der einzige Gast und stellte mein Zelt gleich neben dem Fluss auf.