Welcome to Iran

Nachdem ich durch die Grenzkontrolle kam, überlegte ich welchen Weg ich nach Täbris nehmen sollte (es gab zwei zur Auswahl). Ein paar Iraner empfahlen mir zuerst an der iranisch-aserbaidchanischen Genze bis nach Jolfa entlang zu fahren und von dort würde ich über Marand nach Täbris kommen. Ich fuhr dann auf einer gut asphaltierten Straße mit Rückenwind an der aserbaidschanischen Grenze entlang. Nach dem auf und ab in Armenien, freute ich mich mal wieder eine längere Strecke ohne nennenswerte Anstiege zu fahren. Der Blick auf die Berge blieb mir aber trotzdem erhalten.

In Jolfa fand ich einen schönen Park in dem ich meine ersten iranischen Bekanntschaften machte. Eine Familie lud mich zu ihrem Picknick ein und hieß mich Willkommen („Welcome to Iran“, diese Begrüßung höre ich oft seit ich hier bin). Als ich dann in dem Park einen Platz zum übernachten suchte, halfen mir ein paar Leute weiter. Eigentlich wollte ich zelten, so wie es hier viele Iraner in den Parks tun, stattdessen durfte ich aber im Gebetsraum der kleinen Parkmoschee übernachten. Ich lernte einen gleichaltrigen Iraner kennen, der im Park arbeitet und mit dem ich zusammen Abendbrot aß, er hatte Kebab und Reis mitgebracht. Später lud er mich dann ins Parkkino ein. Dieses war kein normales Kino, sondern ein 5D-Kino. Wir guckten 2 Kurzfilme mit einer 3D-Brille, dabei bewegten sich die Sitze in den Actionszenen, es kam Luft aus versteckten Öffnungen und man wurde mit sogar Wasser bespritzt. Ich war noch nie in so einem Kino und hätte nicht erwartet gleich an meinem ersten Abend im Iran so gute Unterhaltung zu bekommen.

Am nächsten Morgen stand ich bereits um 6 Uhr auf (neben meinem Schlafplatz wurde bereits gebetet). Ich hatte mir vorgenommen von Jolfa bis nach Täbris zu fahren, das sind über 140 km. Zuerst rief ich Mehrdad an, ein Iraner den wir in Istanbul kennengelernt haben. Er ist Englischlehrer, macht auch gerne Radreisen und hat uns zu sich nach Hause eingeladen. Für den Anruf lieh ich mir das Telefon von jemanden aus, da ich noch keine iranische Simkarte hatte. Mehrdad freute sich über meinen Anruf und erwartete mich, er hatte aber noch nichts von Guillaume gehört. Von Jolfa steigt die Straße 40 km lang leicht an. Nach 70 km machte ich in Marand Mittagspause. Als ich im Zentrum anhielt, kamen gerade zwei Iraner auf dem Fahrrad an die dann kurzerhand mit mir zusammen Einkaufen gingen und mir trotz meines Protest den halben Einkauf bezahlten. Wir fuhren zu einem Park und ich machte ein paar Eier und Salat. Meine iranischen Begleiter sprachen gut Englisch. Einer von Ihnen begleitete mich mit seinem Rennrad noch 20 km weit aus der Stadt heraus. Wobei es nochmal einen 10 km langen Anstieg gab, danach war die Strecke bis Täbris eben.

Als ich Täbris erreichte, war die Sonne schon untergegangen. Ich fragte wieder jemanden nach seinem Telefon und rief Mehrdad an, der mir dann sagte ich soll zum El Goli Park kommen. Ich guckte in mein GPS und sah das der Park auf der anderen Seite der Stadt lag. Schnell stellte ich fest, dass Täbris eine sehr große Stadt ist und das hier jeder ein Auto hat. Ich kämpfte mich durch den Verkehr und dann noch bergauf. Zum Glück kam mir Mehrdad mit seinem Auto entgegen, lud mein Gepäck ein und zog mich die letzten 5 km bis zum El Goli Park. Dort angekommen, spendierte er mir erstmal eine Pizza. Mein Tageskilometeranzeiger war bei 160 km, mein neuer Rekord.