Ein Berliner in Bayern

21. Reisetag

1.283 km

Sieben Tage hintereinander war ich von morgens bis abends im Sattel. Nach meinem ersten Gewitter-Erlebnis fuhr ich am 3. Mai von Fulda über Teile der Rhön nach Bayern. Diesmal kam ich in den Bergen besser voran. Ich schaffte es bis nach Gemünden, dort übernachtete ich auf einem sehr schönen Zeltplatz und war gleich am Main.

Den nächsten Tag fuhr ich immer am Main entlang, es war wieder sehr heiß und viele Radfahrer waren hier unterwegs. Das erinnerte mich an meine Strecke entlang der Elbe, die ich nach Dresden gefahren bin. In Würzburg lagen die Studenten am Main und sonnten sich, manche gingen auch im Fluss baden.  Die Nacht verbrachte ich auf einem Zeltplatz in Ochsenfurt, an der Südspitze des Main.

Von Ochsenfurt fuhr ich über ein paar Berge zum nächsten Fluss, der Tauber. Hier fuhr ich den Radweg „Liebliches Taubertal“. Der Weg führte mich auch durch die Stadt Rothenburg ob der Tauber, wo sich trotz des Dauerregens viele Touristen aufhielten und sich die Altstadt anschauten. Seit Thüringen zieht sich das nun schon so hin, eine Altstadt nach der anderen, mit den schönen Fachwerkhäusern, Burgmauern, alten Kopfsteinerpflastern usw.  Ich guck mir das aber immer wieder gerne an. Am Abend schaffte ich es noch bis Schillingsfürst, wo ich wieder auf einem Zeltplatz campierte.

Der Sonntag war der Tag der Wolken, es regnete wieder, aber zwischendurch zeigten sich immer mal wieder interessante Wolkenformationen, es war wie bei meiner Radreise durch Schweden letztes Jahr. Der Radweg „Romantische Straße“ war eher eine Wasserstraße und ich kämpfte mich über schlammige Wege voran. Es war schon kurz vorm Dunkel werden, als ich hinter der Stadt Nördlingen auf dem Albuch eine Stelle erreichte wo ich in einer Schutzhütte übernachten wollte. Leider war hier das Campieren verboten, mehrere Schilder wiesen daraufhin was hier alles verboten ist. Das nervt mich, in Bayern sehe ich ständig Verbotsschilder wegen allem möglichen. Schnell bin ich noch auf einen anderen Hügel gefahren und habe dort wieder am Rande eines Rapsfeld übernachtet. Nachts wurde ich noch von hellem Licht überrascht, aber es war nur der Vollmond, welcher gerade den geringsten Abstand in diesem Jahr zur Erde hatte und somit besonders hell war.

Das Wetter am nächsten Tag war wieder sehr angenehm, ich kam gut voran und machte schon früh Mittagspause auf der Harburg, eine mitteralterlichen Burg aus dem 11. Jahrhundert. Als ich heute wieder so über die Dörfer fuhr, fiel mir auf, das überall ein Baumstamm, mit einem Tannenbaum obendrauf, aufgestellt ist. Diese Tradition mit dem Baum aufstellen war mir bisher nicht geläufig, es sah hier nach einem richtigen Wettbewerb aus, jedes Dorf wollte den schönsten Baum präsentieren. Nach 85 km kam ich dann bis kurz vor Augsburg an und übernachtete auf einem Zeltplatz gleich in der Nähe des Airpark Augsburg.

Für den 8. Mai hatte ich mich mit Guillaume in Augsburg am Bahnhof verabredet. Wir trafen uns um halb zehn und fuhren gemeinsam nach München, er hatte mir die Hälfte meines Gepäck abgenommen. Trotzdem war er schneller als ich, da er frisch ausgeruht war und ich schon ein paar Tage ohne Pause durchgefahren bin. Nach anfänglichen Navigationsschwierigkeiten, kamen wir sehr gut voran und waren bereits um 16 Uhr in München. Unterwegs konnten wir sogar ein Blick auf die Alpen werfen, welche am fernen Horizont zu sehen waren. In München lernte ich die Freundin von Guillaume kennen und zusammen gingen wir was essen. Beide versuchten mir eine Unterkunft zu organisieren, da sie selber keine eigene Wohnung hatten, konnten sie mich leider nicht aufnehmen. Hier war mir dann der Jan eine sehr große Hilfe, er vermittelte mir über seine Schwester ein Zimmer in einer WG, was gerade frei war. Ich bleibe noch ein paar Tage in München, guck mir die Stadt an, ruhe mich aus und dann geht die Reise zusammen mit Guillaume erst richtig los.