Von Wairoa nach Auckland
Es war ein regnerischer Tag, wir hätten lieber im Zelt bleiben sollen. Doch wir hatten einen knappen Zeitplan und fuhren weiter. Wir wurden sehr nass, nach 40 km war die Straße nicht mehr asphaltiert und wurde schlammig. Wir fanden einen Zeltplatz neben der Straße der „The Bush“ heißt. Es war sehr ruhig dort und wir waren überrascht als der Besitzer sagte wir brauchen nichts zu bezahlen, zelten ist umsonst, dafür gab es aber keine warme Dusche. Von Big Bush fuhren wir nach Mokau, ein DOC Zeltplatz am Lake Waikaremoana. Wir fuhren durch den Te Urewera National Park. Die Landschaft ist sehr schön und es war ruhig, nicht viele Touristen kommen hier her. Von Mokau fuhren wir zum Mimiha Zeltplatz. Das Wetter wurde besser, es regnete nicht mehr. Wir überquerten einen Pass auf 900 m Höhe. Wir hatten eine gute Sicht über den See und den Regenwald. Nachdem ich das sah, dachte ich mir „Nicht nur die Südinsel ist aufregend, die Nordinsel ist es auch“. Nach der Passhöhe wurde die Straße staubig und es lagen mehr lose Steine herum. Yen fuhr sehr langsam bergab, dafür fährt sie schneller bergauf als ich. Wir kamen nur an kleinen Siedlungen vorbei in denen Maori leben. Das Vieh und die Pferde können hier frei herumlaufen es gibt keine einzäunten Weiden. Wir ließen den Regenwald hinter uns und die Landschaft wechselte zu einer ländlichen Gegend mit Feldern. Auf dem Zeltplatz in Murupara zahlten wir zusammen nur 15 $ und konnten uns Gemüse aus dem Garten aussuchen.
Von Murupara fuhren wir auf dem Highway 38 bis Lake Okaro. The Straße war stark befahrenen mit Holztransportern. Ich fuhr hinter Yen und rief oft „Truck is coming“. Dann verließen wir die Straße und warteten ab bis der LKW vorbei fuhr. Am See Okaro können Wohnmobile kostenlos über Nacht bleiben, zelten ist aber trotz vorhandener Wiese und Toiletten nicht erlaubt. Wir ignorierten diese Regel und zelteten dort. Vom Lake Okaro fuhren wir zum Lake Okakuri. Wir folgten dem Te Ara Ahi Radweg, der an den Thermalquellen vorbeiführt. Wir machten einen Abstecher zum Kerosene Creek. In diesem Bach fließt heißes Wasser und es gibt eine Stelle wo man gut baden gehen kann. Das haben wir dann auch gemacht. Es riecht nach Schwefel und das Wasser ist sehr heiß, aber nicht so heiß das man sich verbrennt. Nach dem Kerosene Creek besuchten wir den Mud Pool. Dieser schlammige Teich ist super heiß (60 bis 80° C) und sehr aktiv, ständig spritzen Schlammfontänen hoch. Wir trafen hier auf zwei Radreisende, einer aus England und einer aus Frankreich. Es war ein sehr heißer Tag und wir fuhren durch das Waikite Valley. Wir kamen zum Ende das Te Ara Ahi Radweg, die Straße wurde zu einer Schotterpiste. Wir hielten nach einem Zeltplatz Ausschau. Gut versteckt fanden wir einen ausgefallenen Zeltplatz am Lake Okakuri.
Wir fuhren am nächsten Tag eine von unserm Buch vorgeschlagene Verbindungsstrecke um den Waikato River Trail zu erreichen. Diese Strecke war sehr schwierig. Unser Buch nennt ein Dauer von 2 Stunden um vom Te Ara Ahi Trail auf den Waikato River Trail zu gelangen. Wir brauchten 4 Stunden. Die Straße bestand meist aus groben Schotter und hatte steile Anstiege. Wir kamen beim Ohakuri Damm raus. Dann fuhren wir eine Weile auf einer asphaltierten Straße bis wir den Waikato River Trail erreichten. Wir wollten bis zum Dunpoint Reserve, aber es war spät und wir zelteten neben dem Pfad auf einem Feld. Wir aßen am Abend gekochten Mais, den ich zuvor von einem Feld geerntet hatte. Wir hatten bis auf ein wenig Haferflocken nichts mehr zu essen, die sparten wir für das Frühstück. Am nächsten Tag waren wir sehr froh einen Supermarkt zu finden. Wir kamen bis Mangakino, das waren nur 32 km für heute. Aber der Radweg am Fluss war sehr anstrengend, das ist eher was für Mountainbikes. Wir schauten ein Wasserskirennen auf dem See Maraetai zu. Ein anderes Paar, die auch mit Fahrrädern reisen, kam zu uns zum See. Als ich sie sah, sagte ich zu Yen „Schau mal unsere Doppelgänger sind hier“. Sie beabsichtigten hier auch zu zelten, wir schlossen uns ihnen an und bauten unsere Zelte im Park auf. Wir kamen mit den beiden in eine interessante Unterhaltung. Die Namen unserer Doppelgänger lauten Jay und Yoki. Jay ist aus den USA (Texas) und Yoki aus Japan. Sie sehen uns ähnlich, sind im gleichen Alter und reisen im gleichen Stil wie wir. Deshalb nennen wir sie unsere Doppelgänger. Jay und Yoki sind bereits zusammen mit dem Rad durch Japan gefahren und haben ein Jahr in Melbourne gearbeitet.
Am nächsten Morgen hatten wir Frühstück zusammen mit unseren Doppelgängern. Es war sehr interessant für mich mehr über ihre Reise durch Japan zu erfahren, denn nach Taiwan möchte ich nach Japan. Wir machten ein Gruppenbild. Es war nicht leicht sich von ihnen zu verabschieden, die beiden waren mir so sympathisch. Yen und ich entschieden uns den Waikato River Trail zu verlassen und stattdessen auf der Straße weiterzufahren. Die Straße nach Arapuni war ruhig aber hügelig. Wir zelteten in Arapuni Landing, einer Boostrampe am See. Am nächsten Tag fuhren wir früh los, wir wollten Mittags in Cambridge ankommen und uns den Nachmittag ausruhen. Doch Yen war heute sehr langsam. Auf dem halben Weg nach Cambridge fand ich dann heraus warum sie so langsam ist. Ihre Bremse schleifte gewaltig am Hinterrad. Ich konnte den Abstand der Bremsbeläge nicht einstellen, weil ein Plastikring, der die Spannung aufrecht erhält, weggebrochen ist. Ich montierte die Bremse ab, bis Cambridge musste sich Yen auf ihre Bremse am Vorderrad verlassen. In Cambridge ließen wir uns im Kiwi Holiday Park nieder, anschließend kauften wir eine neue Bremse für 25 $. Wir waren müde und konnten uns nicht wir erhofft erholen, so entschieden wir uns am nächsten Tag in Cambridge zu bleiben. Im Februar hatten wir nur zwei Tage Pause.
Von Cambridge fuhren wir auf Nebenstraßen nach Matamata. Wir fuhren über den French Pass (nur 200 m Hoch) und nahmen die Buckland Road. Wir kamen an Hobbiton vorbei, aber wir machten nur für eine Pause dort wo die Besucher ankommen. Wir besuchten nicht die Filmkulisse, weil uns der Eintritt von 75 $ zu viel war. Viele Touristen kommen hierher. In Matamata hielten wir nach einer Möglichkeit zum Zelten Ausschau. Es gibt keinen offiziellen Zeltplatz, wir zelteten dann im Sportstadion inmitten der Stadt. Ich fragte zuvor den Manager, der war einverstanden. In der Nacht bekamen wir dann Besuch. Ein Polizist weckte uns auf und fragte nach meinen Namen. Den notierte er sich und sagte es sei sicher hier und wünschte uns eine gute Nacht.
Wir planten eine längere Strecke zu fahren. Wir wollten die 100 km Marke erreichen. Zuerst fuhren wir 40 km ohne Stopp bis Te Aroha. Hier hatten wir eine längere Pause in einem schönen Park. Wir saßen auf einer riesigen Schaukel und genossen die Aussicht. Dann fuhren wir für 15 km auf dem Hauraki Trail. Der dicke Schotter auf diesem Weg bremste uns aus. Wir verließen den Weg und fuhren auf einer langen geraden Straße. Wir kamen am Abend in Ngatea an und schafften 87 km. Wir gingen zu einem Schwimmbad wo gerade eine Klasse Schwimmunterricht hatte. Die Lehrer ließen uns rein und so konnten wir eine kostenlose Dusche nehmen. Wir zelteten in einem kleinen Park hinter der Bibliothek wo auch andere Reisende übernachteten. Ein deutsches Paar aus Hamburg, welches wir den Tag zuvor in Matamata trafen, gab uns diesen Tipp mit dem kostenlosen Zeltplatz.
Endlich konnten wir einen ganzen Tag ohne Anstiege Radfahren. Die Straße von Ngatea nach Kaiaua ist komplett flach. Wir fuhren an der Bucht von Firth of Thames entlang, als wir von einem Gewitter heimgesucht wurden. Es gab keinen Unterstand und wir wurden ordentlich nass. Am Nachmittag hörte der Regen auf. In Kaiaua zelteten wir neben einer Bootsanlegestelle. Das war kein guter Platz, es war Wochenende viele Hobbyangler kamen nachts mit ihren Booten und es war laut. Am nächsten Morgen sahen wir einen schönen Sonnenaufgang, das entschädigte für die unangenehme Nacht. In Neuseeland kann man den Sonnenaufgang als erstes in der Welt sehen. Wir fuhren nur ein kurzes Stück von 20 km bis zum Tapapakanga Regional Park. Wir waren nicht mehr weit von Auckland entfernt und entschieden uns den Tag in diesem schönen Park am Strand zu verbringen. Um einen Zeltplatz zu buchen muss man vom Parktelefon die Hotline anrufen und sich registrieren, das fand ich umständlich, funktionierte aber. Wir hatten eine tolle Sicht von unserem Zelt direkt auf den Strand und gingen schwimmen. Es war der letzte Tag im Februar und ich war froh mich erholen zu können und brauchte mir keine Sorgen mehr zu machen, das wir es nicht rechtzeitig bis Auckland schaffen.
Am ersten März erreichten wir die Außenbezirke von Auckland und bleiben zwei Nächte auf den Zeltplatz in Manukau. Wir nutzten den nächsten Tag um ins Stadtzentrum zu fahren. Es war ein langer Weg von Manukau, wir radelten über 20 km und sahen meist nur Industriegebiete. Wir wollten unbedingt Mt Eden besuchen was wir auch machten. Mt Eden ist ein ehemaliger Vulkan wo man noch den Krater sieht. Als wir oben auf Mt Eden standen und die tolle Aussicht auf Auckland genossen, hatte ich das euphorische Gefühl wir habens geschafft. Wir fuhren den ganzen Weg von Christchurch nach Auckland 3300 km mit dem Rad und sahen so viele schöne Ecken von Neuseeland. Wir spazierten anschließend die Queen Street entlang, die voller Menschen aller Nationalitäten ist. Den Fährhafen besuchten wir auch noch. Zurück zum Zeltplatz nahmen wir den Zug.
Am 3. März fuhren wir zum Flughafen. Yen hatte immer noch ihr Rad. Eigentlich wollten wir es in Auckland verkaufen, doch sie konnte sich nicht davon trennen. Wir hielten bei einem Aussichtspunkt in der Nähe vom Flughafen an und sahen ein A380 bei der Landung zu, was für ein riesiges Flugzeug. Dieses Mal hatte ich mir nicht im Voraus einen Karton für mein Rad besorgt. Ich dachte mir, andere Radreisende die in Auckland ankommen, werden ihren Karton am Flughafen lassen und ich kann mir dort einen nehmen. Zwei Kilometer vor dem Flughafengebäude sah ich allerdings einen Fahrradverleih und konnte mir hier eine Box nehmen. Ich verkaufte Yen ihr Rad vor dem Terminal, als sie gerade zur Toilette ging. Ich sah drei Leute die mit zwei Fahrradkartons aus dem Terminal kamen. Ich fragte sie ob sie noch ein weiteres Fahrrad benötigen und tatsächlich planten sie ein Rad in Neuseeland zu kaufen. Bei 50 $ für Yens Fahrrad schlugen sie auch gleich zu. Bevor wir nach Neuseeland kamen, hatten wir bereits geplant Yens Fahrrad hier zu lassen, sie hat ein besseres Rad in Taiwan und dieses hier hatte sie gebraucht in Australien gekauft und war nach der Neuseelandreise ziemlich abgenutzt. Wir schliefen im Flughafengebäude und nahmen unseren Flieger am nächsten Morgen zurück nach Australien.