Singapur

346. Reisetag

14.052 km

Das war ein komische Gefühl, als ich in Singapur, meinem ursprünglichen Ziel, ankam. Schon fast ein Jahr auf Reisen, aber meine Abenteuerlust ist noch nicht gestillt, dachte ich mir. Ich will noch nicht aufhören, bin doch gerade erst warm geworden. Gut das ich noch nicht meinen Rückflug gebucht habe, sondern (aufmerksame Leser werden es bereits wissen) von Singapur nach Australien fliege, um dort ein Jahr Work&Travel zu machen.

Im East Coast Park traf ich den deutschen Radreisenden Alexander, er ist zwei Tage vor mir angekommen. Wir hatten uns im Park verabredet. Hier kann man kostenlos zelten, aber leider nur zwei Nächte. Dazu muss man sich registrieren und erhält dann eine schriftliche Erlaubnis. Alex kochte für uns Pasta. Nach dem Essen kamen aufeinmal mehrere Mitarbeiter vom Park vorgefahren und fingen an die Camper zu kontrollieren, bei den Leuten die keine Erlaubnis hatten oder nicht anwesend waren, wurden die Zelte abgebaut und auf einem Laster verladen. Ganz schön rigeros dachten wir uns. Die wollen halt verhindern das sich Dauercamper hier niederlassen. Toiletten und Duschen stehen nämlich kostenlos zur Verfügung. Alex und ich hatten uns viel zu erzählen, wir ließen unsere Erlebnisse gegenseitig Revue passieren. Als Alex letztes Jahr im Februar von Bonn losgefahren ist, war noch alles verschneit und es waren -15° C. Er ist von Iran über Pakistan nach Indien gefahren. Im Norden Indiens ist er im Himalaya auf der höchsten Straße der Welt, in über 5000 m Höhe, gefahren. Bei seinen Erzählungen bekam ich direkt Lust dort auch hinzufahren.

Wir hatten ein paar entspannte Tage im Park, dann fuhren wir nach Geylang und suchten uns ein Hostel. Am darauffolgenden Tag verließ Alex Singapur, ihm gefiel es hier nicht, es gibt so viele Verbote und es ist ihm zu teuer. Er fährt zurück nach Melaka und nimmt von dort ein Boot nach Indonesien. Hoffentlich sehen wir uns in Australien wieder. Ich traf mich dann mit Daniel und Steffka, die auch nach Singapur gekommen sind. Wir gingen im künstlich aufgeschütteten Stadtteil Marina Bay spazieren. Hier gibt es eine imposante Skyline, heraus sticht das Marina Bay Sands, ein Hotel auf dessen Dach ein Megaufbau in einer Bootsform errichtet wurde. Es sieht aus als hätte jemand ein Kreuzfahrtschiff auf dem Dach abgestellt. Das größte Riesenrad der Welt, der Singapore Flyer ist auch gleich in der Nähe. Wir verkniffen uns aber die Fahrt, da die Sicht nicht besonders gut war und ein Ticket umgerechnet 20 € kostet.

Die letzten beiden Tage vor meinem Abflug war ich damit beschäftigt einen Karton für mein Fahrrad zu finden. Ich klapperte ein Dutzend Fahrradläden ab, bis ich einen Karton bekam. In Singapur gibt es nicht so viel Platz, da werfen die Händler die großen Fahrradkartons meistens gleich weg. Leider traf ich Daniel und Steffka kein zweites Mal in Singapur, aber auch sie wollen nach Australien kommen. Dafür traf ich einen anderen Deutschen, den Markus, er macht hier ein halbes Jahr Praktikum und kann sehr gut fotografieren.

Am 31.03. ging um 6 Uhr morgens mein Flug mit AirAsia von Singapur über Kuala Lumpur nach Gold Coast. Lange hatte ich überlegt, von wo ich abfliege und wo ich in Australien landen werde. Zuerst wollte ich noch Indonesien mitnehmen, doch nach Indien wollte ich nicht so schnell wieder durch ein so dicht besiedeltes Land reisen. Ingesamt habe ich 250 € für mein Flugticket bezahlt, inklusive 25 kg für mein Fahrrad und 20 kg für meine Taschen, sowie ein ausgewählter Sitzplatz mit viel Beinfreiheit. In Australien habe ich mir dann die Ostküste als Ziel ausgesucht, weil das Klima hier nicht ganz so heiß ist und ich später von Brisbane mit dem Fahrrad nach Sydney und Melbourne fahren kann, ohne dabei den halben Kontinent zu umrunden.

Vor meinem Abflug traf ich mich abends noch mit zwei Singapurerinnen, die ich im East Coast Park kennengelernt habe. Sie hatten dort auch gezeltet. Wir trafen uns zum Abendessen und ich hatte mein Fahrrad dabei, weil ich im Anschluss zum Flughafen fahren wollte. Die beiden sind sehr aufgeweckt und zuvorkommend. Sie luden mich zum Abendessen ein. Maggie studiert Finanzen und Devon macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. Beide arbeiten sehr viel und haben nur wenig freie Zeit. Trotzdem haben sie in ihrer Freizeit noch so viel Energie um bei einen Halbmarathon teilzunehmen. Bei dem sie um 5 Uhr morgens, eine Stunde bevor mein Flieger ging, starteten. Sie beschlossen dann die Nacht durchzumachen und schlugen vor mich zum Flughafen zu fahren. Ich baute dann an Ort und Stelle mein Fahrrad auseinander und die beiden Mädels halfen mir noch beim einpacken. Dann passte allerdings der Karton nicht auf die Rückbank, doch den Mädels fiel eine Lösung ein. Wir fuhren dann mit halb offener Kofferraumklappe, wobei der Karton ein Stück hinten rausragte. Sie fuhren mich bis zum Terminal. Das war echt eine tolle Verabschiedung von Singapur. Ich bin immer wieder überrascht und glücklich was für hilfsbereite und liebenswürdige Menschen ich doch auf meiner Reise treffe.

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