Südthailand – Von Bangkok bis zur malaysischen Grenze

Am Sonntag den 10.02. fuhr ich von Bangkok weiter Richtung Malaysia. Ich verließ die Stadt erst am Nachmittag, weil ich zuvor noch die Bilder von Bangkok auf meinen Blog lud. Nach 50 km hielt ich bei einem großen Tempel neben der Straße. In den Bäumen hingen überall bunte Neonlampen. Ich schaute mich auf dem Gelände um und entdeckte dabei ein Zeltlager. Hier sah ich kahlgeschorene Frauen in weißen Gewändern, ich denke mal es waren Nonnen. Es schien niemanden zu stören das ich hier als Fremder zeltete. Die Nacht war sehr unangenehm, da die Luftfeuchtigkeit extrem hoch war und ich schweißgebadet auf meiner Matraze lag. Ich sehnte mich nach meinem klimatisierten Zimmer in Bangkok. Doch mit dem Luxus jede Nacht ein Zimmer zu haben war es nun vorbei. Die letzten drei Monate hatte ich immer für eine Unterkunft bezahlt, nun wollte ich unterwegs wieder zelten oder bei Leuten nach einer kostenlosen Unterkunft fragen.

Die Landschaft südlich von Bangkok war flach und sumpfig. Ich sah Mangrovenwälder und viele künstliche Salzseen. Bei einem der Salzfelder stoppte ich und fotografierte die Arbeiter. Das weiße Salz reflektiert die Sonne und es war brütend heiß, mir lief beim fotografieren immer wieder Schweiß ins Auge. Die Arbeiter schütteten sich ab und zu ein Eimer Wasser über den Kopf um sich abzukühlen. Außerdem schützten sie sich mit selbstgemachten Masken gegen die Hitze und das Salz. Bei meiner Mittagspause wurde ich unverhofft eingeladen. Ich hatte was zu Essen bestellt und dann ein Schläfchen gemacht, als ich bezahlen wollte, wurde mir erklärt das schon ein anderer Gast für mich bezahlt hat. In einem kleinem Dorf direkt am Meer hielt ich dann an um nach einen Platz zum Zelten zu fragen. Neben einem Grundstück war eine große Freifläche und ein kleiner Wald wo ich zelten konnten. Ich durfte bei den Anwohnern das Bad benutzen und wurde zum Essen eingeladen.

Am nächsten Tag kam ich auf den Highway 4 (Phet Kasem). Auf dieser Straße fuhr ich die nächste Tage und hielt mich ran viele Tageskilometer zu fahren. Von Bangkok bis zur malaysischen Grenze sind es 1000 km für die ich zwei Wochen hatte, aber ich wollte ja noch unterwegs an einem Ort ein paar Tage länger bleiben, um nicht nur die Straße zu sehen. Nachdem ich fünfeinhalb Tage unterwegs war und über 500 km seit Bangkok gefahren bin, steuerte ich abends einen Tempel abseits der Straße an. Dieser Ort gefiel mir, er wirkte so friedfertig. Mich sprach dann eine Frau an, die sehr gut Englisch konnte. Ihr Name ist Ree, sie ist Mitte Fünfzig und hat sechs Jahre in England studiert. Sie kommt oft zu diesen Tempel und kennt die Leute hier gut, sie sprach dann mit einem Mönch wegen einer Übernachtungsmöglichkeit für mich. Ich bekam dann ein ganzes Haus für mich allein. Es kam noch eine befreundete Familie von Ree. Zusammen machten wir einen spontanen Ausflug zu einer Höhle. Die Fahrt führte über einen Feldweg durch den Dschungel. Als wir irgendwo im Grünen ankamen, war die Sonne bereits untergegangen. Wir besuchten auf einen Hügel ein Tempel wo sich auch die kleine Höhle befand. Die Umgebung gefiel mir, ich fühlte mich weit weg von der Zivilisation. In der Höhle stand ein Marmorbuddha aus Burma. In dem Tempel saßen mehrere Nonnen die in Meditation verharrten. Als wir zurück zu dem anderen Tempel kamen, es war schon 20 Uhr, kümmerte sich Ree auch noch um meine Wäsche. Es schien als hätte ich eine Ersatzmutter gefunden, sie erzählte auch das ihre Kinder bereits alle das Haus verlassen haben und sie sich gerne mal wieder um jemanden kümmern möchte. Sie wollte mir dann am nächsten Tag die Umgebung zeigen und schlug einen Ausflug mit dem Pickup vor, wo ich auf der Ladefläche mein Fahrrad mitnehmen könne. Mir kam das Angebot sehr gelegen, da ich die letzten Tage nicht viel Abwechslung hatte und kaum Fotos gemacht habe. Sie kam dann am nächsten Morgen wieder mit Ihren Freunden und wir frühstückten zusammen neben dem Tempel, wo es ein großes Buffet gab. Das Frühstück war eigentlich schon Mittagessen, ich konnte so viel essen wie ich wollte. Ree packte auch noch was für unterwegs für mich ein. Zuerst fuhren wir zu einem anderen Tempel, der noch im Bau war. Ich staunte über die tollen Unterkunfte der Mönche, der Obermönch hatte hier ein schönes Haus. Danach fuhren wir ans Meer. Wir besuchten eine kleine Insel, die Ree und ihre Freunde auch noch nicht kannten und ich wurde dort zum Mittagessen eingeladen. Anschließend brachten sie mich mit ihrem Pickup noch 100 km weit, obwohl ich gar nicht darum gebeten habe. Sie wollten mir einfach einen kleinen Lift geben. Sie setzten mich dann wieder bei einem Tempel ab (Wat Suanmokkh) wo ich kostenlos übernachten konnte. Dieser Tempel hatte ein Gästehaus mit mehreren Schlafplätzen, wo ich auch andere Touristen antraf, aber keinen mit Fahrrad.

Von dem Tempel Wat Suanmokkh waren es nur noch 50 km bis Surat Thani, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Surat Thani. Hier fand ich ein gutes Hotel wo ich für 300 Baht (7,50 €) ein freundliches Zimmer bekam, für mein Fahrrad gab es ein Stellplatz in der Garage. Ich machte zwei Tage Pause in Surat Thani. Es gibt am Ufer des Fluss Tapi abends mehrere Freiluftrestaurants wo man gut essen gehen kann und einen schönen Blick hat. Hier passte ich die blaue Stunde ab und konnte ein paar stimmungsvolle Aufnahmen machen. Bei meiner Weiterfahrt von Surat Thani traf ich auf der Straße einen Elefanten an, als ich ihn sah verschwand er mit seinem Reiter gerade von der Hauptstraße in einer Nebenstraße. Ich fuhr hinterher und der Reiter stoppte für mich und ließ den Elefanten neben mein Fahrrad posieren. Das war elefantös. In der Nähe der Stadt Sichon fand ich eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit bei der Highway Police, eigenes Zimmer, Abendessen und Frühstück inklusive.

Mir gefallen die Gesichtszüge der Thailänderinnen sehr. Ich wollte unbedingt ein paar Thai-Mädels fotografieren. Vor einem 7-Eleven ergab sich dann eine Gelegenheit. Zwei Mädels machten Werbung für eine Firma. Ich konfrontierte sie nicht gleich mit meiner Kamera, erst haben wir uns unterhalten und heraumgealbert. Danach konnte ich paar Anweisungen geben und bekam zwei sehr schöne Portraits. Bei den beiden Mädel sah ich mal wieder deutlich das „sa-nuk“ (bedeutet Spaß) ein wichtiges Element bei der Arbeit ist. Das habe ich schon bei vielen arbeitetenden Thais beobachtet, sie machen Späße oder flirten miteinander. Gleich im Anschluss landete ich bei einer Schule für Tanz und Kunst. Hier konnte ich weitere Portraits machen. Es fand gerade eine Aufführung statt, bei der ich in den vorderen Rängen Platz nehmen konnte, Kaffee und Kuchen wurde mir auch noch gebracht. Am Abend hielt ich wieder bei einem Tempel um nach einem Schlafplatz zu fragen. Es war ein großes Buffet neben dem Tempel aufgebaut. Keiner von den Anwesenden konnte Englisch, aber ich wurde erstmal zum Abendessen eingeladen. Neun Schüsseln mit verschiedenen Gerichten wurden auf meinem Tisch platziert. Die Leute mit denen ich zusammen an meinem Tisch aß, nahmen sich kaum was zu auf ihre Teller, als wollten sie mir alles überlassen. Kurzerhand nahm ich dann ihre Teller und schaufelte ihnen immer nach, was mir gedankt wurde, so als sei ich hier der Gastgeber, von so viel bescheideiner Gastfreundschaft war ich mal wieder verblüfft. Einer nahm mich dann mit zu seiner Familie nach Hause, wo er mir auch noch sein Bett als Schlafplatz anbot, ich zeigte meine Luftmatratze und machte ihm deutlich das ich keine Probleme hab auf dem Boden zu schlafen.

Am nächsten Tag fuhr ich nicht so weit, denn bei meiner Mittagspause lernte ich wieder sehr freundliche Thais kennen. Ich hielt neben der Straße um was zu Essen, dabei waren um mich herum nur Frauen die mit mir herumschäkerten. Nach dem Essen zeigten mir zwei Frauen einen schönen Platz am Meer wo ich mich ausruhen konnte. Eine war Muslime und verheiratet und die andere war Buddhist und geschieden, beide hatten Kinder, die auch noch vorbeikamen. Keine Ahnung womit ich mal wieder soviel Aufmerksamkeit verdient habe, ich bekomme hier auf dem Land immer wieder Komplimente zu hören. Sie brachten mir noch Kokosnüsse und Eis. Um drei Uhr wollte ich dann weiterfahren, aber die Frauen baten mich hierzubleiben, ich bekam einen Schlafplatz bei der geschiedenen Frau angeboten und wurde zum Abendessen eingeladen. Ich sagte zu, solche Angebote bekommt ja nicht alle Tage. Zum Abendessen gab es dann gegrillten Fisch und gekochte Krabben. Als man mir eine große Krabbe im ganzen Stück auf den Teller legte, guckte ich komisch, ich hatte sowas noch nie gegessen. Meine Gastgeberin zeigte mir dann wie man die Krabbe zerlegte. Nach dem Essen gab ich den Kindern Englischunterricht, sie hatten ein Thai-Englischbuch mit Abbildungen, aus denen ich ihnen ein paar Vokabeln beibrachte.

Am nächsten Tag, es war Freitag, fuhr ich bis Songkhla, von hier aus waren es nur noch 80 km zur malaysischen Grenze. Ich blieb hier vier Tage. Zuerst übernachtete ich einem günstigen Gästehaus für 160 Baht (4 Euro) die Nacht. Die Besitzer waren sehr nett. Das Zimmer war aber klein und stickig, sowie voller Ameisen. Bei meinem Spaziergang durch die Stadt lernte ich ein paar Thais in meinem Alter kennen. Sie saßen draußen am Strand und tranken Whiskey. Später regnete es und wir gingen zusammen in eine Karaoke-Bar. Hier lernte ich ein Mädel kennen, sie heißt Charlotte, sie konnte sogar etwas Deutsch. Sie bot mir dann an das ich bei Ihr zu Hause übernachten kann. Sie wohnt zusammen mit ihrem Bruder in einem eigenen Haus. Sie fuhr mich dann von der Bar gleich zu Ihrem Haus und zeigte mir ein schickes Zimmer welches ich für mich allein hätte. Dieses Angebot kam mir sehr gelegen, da ich mich in meinem Gästehaus nicht sonderlich wohl fühlte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. In Songkhla gibt es einen tollen Nachtmarkt und Sonntagsmarkt, die ich beide besuchte. Hier gab es wieder sehr leckeres Essen. Am Sonntagabend ging ich mit Charlotte und einer Freundin von ihr in ein angesagtes Restaurant wo der Boden mit Sand bedeckt war und eine Band spielte. Draußen stürmte und blitzte es. Danach fuhren wir in einen Club, hier spielte auch eine Band und später legte ein DJ auf. Die Stimmung war sehr gut, auch hier war ich der einzige Ausländer. Am Montag war ein buddhistischer Feiertag in Thailand, die Schulen und Geschäfte hatten geschlossen, die Leute hatten frei. Charlotte musste trotzdem arbeiten, sie arbeitet für eine deutsche Firma die weltweit in der Schifffahrt und Erdölförderung aktiv ist. Der Himmel war wieder grau, zum ersten Mal ließ sich die Sonne drei Tage hintereinander nicht blicken, aber es regnete nicht. Ich fuhr mit dem Fahrrad durch Songkhla. Charlottes Bruder hatte mir sogar angeboten sein Motorad oder sein brakeless Fixie zu benutzen, beides war mir aber zu gefährlich. Die an diesem Tag aufgenommen Fotos wandelte ich später in schwarz-weiß um, dadurch bekommen sie einen interessanteren Anblick als die Originale, die durch das schlechte Wetter kaum Kontraste aufwiesen.

In der südlichen  Region von Thailand kämpfen Terroristen um die Unabhängigkeit der Provinzen Yala, Pattanai und Narathiwa und für einen eigenen islamischen Staat. Dabei kommt es immer wieder zu Bombenanschlägen. Auch die von mir bereiste Provinz Songkhla gilt als gefährdet. Ich fühlte mich aber sicher. Am Dienstag den 26.02. fuhr ich von Songkhla nach Sadao, der letzte Ort vor der malaysischen Grenze. Auf der Fahrt dorthin regnete es sehr heftig. Ich hatte auch noch einen Platten auf dem Hinterrad, seit 3000 km hatte ich keinen Platten mehr auf dem Hinterrad gehabt, dafür mehrere am Vorderrad, weil hier der Mantel dünner ist. Ein spitzer Stein hatte sich durch den Mantel gedrückt. Ich flickte den Schlauch und kam gegen 15 Uhr in Sadao an, wo ich das nächstbeste Hotel nahm (7,50 Euro die Nacht) und beschloss noch einen Tag länger zu bleiben um meinen Blog zu schreiben, bevor ich nach Malaysia fahre.

Vier Wochen war ich in Thailand, mir hat es hier super gefallen. Es war sehr günstig zu bereisen, in den letzten zweieinhalb Wochen habe ich nur 150 € ausgegeben, ok Bangkok war teurer, da habe ich in anderthalb Wochen über 300 € gelassen. Seit dem Iran war es nicht mehr so einfach gewesen eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit bei fremden Leuten zu finden. Eigentlich hätte ich gar kein Zelt gebraucht (in Bangkok hatte ich mir ein Zelt für 30 Euro gekauft, taugt aber nicht viel). Egal wo ich ankam, ich war immer willkommen. Die Menschen sind so nett, man muss sie einfach gern haben. Die Thais vermeiden Konfrontationen, sie streben nach einem Leben in Harmonie und Einverständnis. In dieser Gesellschaft ist das Gesicht wahren sehr wichtig, wer sich öffentlich aufregt oder daneben benimmt riskiert viel. Thailand, ich komme wieder.

2 Gedanken zu „Südthailand – Von Bangkok bis zur malaysischen Grenze“

  1. Hallo Holger,
    der Kontrast bei schwarz-weiß-Fotos ist wirklich interessant.
    Schön beim Foto „100 „zu sehen.

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