Tokorozawa (Großraum Tokio)

Am 19.07. erreichte ich Kentas Zuhause. Ich wollte eine Wochen bleiben und dann weiter nach Hokkaido fahren. So war der Plan, doch es kam ganz anders. Zuerst war alles normal. Ich unterhielt mich mit Kenta. Er ist leider sehr beschäftigt mit seiner Arbeit. Er verkauft Kletterzubehör für einen Großhändler. Er ist selbst leidenschaftlicher Kletterer und nutzt jeden freien Tag den er hat zum klettern. Er ist extra für drei Jahre in die USA gegangen um Englisch zu lernen. In nur zweieinhalb Jahren ist er von Japan bis Südafrika 48.000 km (20.000 km mehr als ich) mit dem Rad gefahren. Zwischendurch hat er noch 4 Monate Work&Travel in Australien gemacht. Ich bewundere seine Stärke und Disziplin. Er ist fünf Jahre älter als ich. Mir gefällt seine Einstellung zum Essen. Er isst nur Gesundes und gönnt sich ab und zu ein Bier, aber das liegt in der japanischen Trinkkultur. Das ich andauernd mit Schokolade und Fertigessen nach Hause kam, konnte er gar nicht verstehen.

Nach paar Tagen bei ihm zu Hause fühlte ich mich unwohl. Ich hatte Nackenschmerzen und mir war schwindelig. Zuerst ignorierte ich die Schmerzen. Doch als es nach paar Tagen nicht besser wurde, entschied ich mich noch eine Woche länger zu bleiben. Kenta hatte zwar keine Zeit für mich, warf mich aber auch nicht raus. Ich ging dreimal zum Chiropraktiker. Meine Nackenschmerzen waren danach weg, aber der Schwindel blieb. Es war so schlimm das ich es lieber vorzog zu Hause zu bleiben. Mir war ja schon in der Wohnung schwindelig wenn ich zum Kühlschrank oder zur Toilette ging. Draußen habe ich immer was zum Abstützen gesucht und bin gegen Büsche und Zäune gelaufen.

Ich dachte das liegt vielleicht an meinem Unfall oder das es zu heiß hier ist (jeden Tag 35° C). Am 16.07. bin ich das erste Mal auf meiner Reise vom Rad gestürzt. Ich war an einem regnerischem Tag unterwegs als ich von einer Brücke bergab fuhr. Dabei bin ich über ein längliches Gitter gefahren, welches im Boden eingelassen war (einer der vielen Regenroste). In dem Moment wo ich über das Gitter fuhr, wurde mir mein Fehler bewusst, doch da war es schon zu spät. Mein Hinterrad rutschte weg, das Vorderrad stellte sich quer. In dem Moment flog ich aus dem Sattel und machte dabei einen Salto und landete unsanft auf dem Rücken. Ich schürfte mir das Knie und den Rücken auf. Der Unfall passierte zum Glück auf dem Fußweg, niemand war dort unterwegs. Ich machte eine Pause und fuhr dann normal (ohne Schwindel) drei Tage weiter bis Kentas Wohnung.

Trotz des Schwindel fuhr ich nach zwei Wochen von Kentas Wohnung aus weiter. Ich wollte ja nach Hokkaido. Doch das Radfahren war eine Tortour. Nach 6 km fiel ich vom Rad (nicht so schlimm wie zuvor). Nach 10 km wollte ich nicht mehr weiter fahren. Ich sah den Flugzeugen von der Sayama Luftwaffenbasis bei ihren Start- und Landungen zu. Mir kam die Idee von Tokyo nach Taiwan zu fliegen und eine Auszeit vom Radfahren zu nehmen. Ich sagte Kenta bescheid. Er erlaubte mir mein Gepäck und Fahrrad auf seinem Balkon zu lagern. Ich schob mein Fahrrad zurück, es waren nur 10 km doch der Weg wollte für mich nicht enden. Als ich dann Kentas Wohnung erreichte, war ich total geschafft. Am nächsten Tag flog ich zurück nach Taiwan. Ich erreichte Yens Zuhause. Sie wusste gar nicht das ich komme, ich hatte ihr nichts gesagt. Sie freute sich natürlich mich unverhofft wiederzusehen, auch wenn die Umstände nicht ideal wahren. Ich will einen Monat bei ihr bleiben um mich auszuruhen und dann Anfang September nach Tokio fliegen um meine Reise fortzusetzen.