Von Schiras nach Bandar Abbas

Von Schiras fuhr ich am 16.10. erstmal alleine weiter. Guillaume hatte noch was in der Stadt mit seinem Computer zu erledigen. Ich fuhr 90 km weit, bis zu der kleinen Stadt Sarvestan. Hier aß ich in einem Restaurant Kebap. Dabei traf ich auf Ali, der mich zu sich nach Hause einlud. Hier lernte ich seine Familie kennen. Er hatte eine kleine Tochter, die schon mit 2 Jahren auf einem kleinen Fahrrad durchs Haus fuhr. Wir aßen zusammen Wassermelone und guckten Fern, er suchte extra ZDF für mich raus. Später kamen noch ein paar Freunde von ihm. Ich konnte eine Dusche nehmen und er bestand darauf das ich in sein Bett schlief, während er neben mir auf dem Fußboden nächtigte.

Am nächsten Morgen aßen wir gemeinsam Frühstück, Ali wollte mich gar nicht gehen lassen und bat mich noch bis zum Mittagessen zu bleiben. Aber ich erklärte ihm das ich weiterfahren müsse, da am 22.10. mein Boot von Bandar Abbas nach Dubai geht und ich noch 500 km vor mir habe. Seine Tochter fing dann beim Abschied an zu weinen und sagte in Farsi das ich nicht gehen soll. Ich fuhr dann 70 km weiter bis zur Stadt Fasa wo ich dann auf Guillaume wartete. Von hier fuhren wir noch 30 km weiter bis wir wieder bei einer Rettungsstation anhielten um dort zu übernachten. Die Sanitäter nahmen uns gleich freundlich auf und wir spielten zusammen Tischtennis und Tischfußball. Wir aßen auch zusammen, es gab Spagetthi und wir bekamen einen großen Raum für uns allein wo wir schlafen konnten.

Auf unserer Strecke zur nächsten Stadt Darab bekamen wir sogar für einen Teil eine Polizeieskorte. In Darab machten wir Pause und kochten Nudeln. Nachdem wir im Iran einmal auf einer Polizeistation und zweimal auf einer Rettungsstation übernachtet hatten, wünschte ich mir noch auf einer Feuerwehrwache zu übernachten. In der nächsten Kleinstadt ging dieser Traum in Erfüllung, wir wollten zuerst in einem Park zelten, standen dann aber plötzlich vor einer Feuerwehr. Auch dort waren wir herzlich willkommen, aßen zusammen mit den Feuerwehrleuten (von denen es nur zwei gab) und übernachteten auf der Wache.

Am nächsten Morgen konnten wir die Fahrzeuge inspizieren und Guillaume durfte sogar selber mit dem sehr neuem Feuerwehrtruck vor der Wache fahren (inklusive Sirene). Da bedauerte ich das erste Mal keinen Führerschein zu haben. Auf unserer Weiterfahrt verließen wir endlich das Hochplateau. Es ging noch einmal auf 1600 m hoch und danach ging es fast nur noch bergab. Ich merkte den Temperaturunterschied als ich auf 800 m an diesem Tag ankam, es war deutlich heißer. Wir fanden dann wieder eine Emergency Station, wo wir die Nacht in den Betten der Sanitäter schlafen durften, die schliefen dann auf dem Fußboden.

Im Iran haben wir immer in Parks oder in einer festen Unterkunft übernachtet. Dabei wollten wir eine Nacht auch mal in der Wüste verbringen. Diese Mission erfüllten wir auch noch und schliefen am 20.10. abseits der Städte in der Einöde. Am 21.10. war unser letzter Tag auf dem Rad im Iran. Wir fuhren von 700 m Höhe nur noch bergab bis wir auf Meereslevel in Bandar Abbas ankamen. Ein weiterer Wunsch von mir ging dabei in Erfüllung. Ich sah unterwegs mehrere wilde Kamele. In Bandar Abbas war es sehr heiß (über 35° C im Schatten) und schwül. Wir machten Siesta und suchten uns abends einen Platz in der Nähe vom Persischen Golf wo wir zelteten. Mein Kilometerstand ist mittlerweile bei 9450 km.

Den letzten Tag verbrachten wir damit herauszubekommen, wo eigentlich unser Boot abfährt. Es gab keine Hinweisschilder in der Stadt zu einem Hafen. Wir fanden dann den Hafen 10 km außerhalb der Stadt und waren 4 Stunden vor der Abfahrt da. Unser Boot sollte um 21 Uhr ablegen. Die Ausreise aus dem Iran war unkompliziert, dauerte aber lange, da viele Iraner und Pakistaner mit auf dem Boot waren und viel Gepäck dabei hatten, was durch die Sicherheitskontrolle musste. Gegen 22 Uhr waren wir dann auf dem Boot und bekamen sogar ein Essen (war im Preis inbegriffen). Das Boot legte erst um 2 Uhr ab, ich war zwischenzeitlich schon auf dem Deck eingeschlafen. Es gab keine Einzelkabinen, wir schliefen einfach draußen auf unseren Luftmatratzen und wurden sanft übers Meer Richtung Emirate geschaukelt.